Schild mit der Aufschrift Assessmentcenter

Vorbereitung auf das Assessment-Center: So meisterst du alle Aufgaben

Dipl.-Biol. Tom Wiegand, MBA
Dipl.-Biol. Tom Wiegand, MBA
Lesedauer: 6 Min.
Aktualisiert am: 08.03.2024

Ein Assessment-Center ist ein personalisiertes Auswahlverfahren im Bewerbungsprozess, das aufgrund seines Zeit- und Kostenaufwands meist nur von größeren Unternehmen bzw. für leitende Stellen eingesetzt wird. Dabei werden insbesondere persönliche Fähigkeiten, die sogenannten Soft Skills wie soziale Kompetenzen, Intelligenz, Lernfähigkeit und Führungsqualitäten der Probanden geprüft.

Die Ergebnisse des Assessment-Centers werden dann von Vertretern* des Unternehmens mit den Anforderungen der Stelle verglichen und bewertet. Um vorhandene Fähigkeiten beobachten und Entwicklungspotenziale einschätzen zu können, werden reale und typische Anforderungen aus der Arbeitswelt in einem Assessment-Center gezielt simuliert.

Die Aufgaben sind vielfältig und fordern die unterschiedlichsten Eigenschaften und Fähigkeiten des Bewerbers*. Das Assessment-Center beinhaltet Einzel- und Gruppenaufgaben und kann in der Regel in einem zeitlichen Rahmen von ein bis zu drei Tagen absolviert werden. Die Entscheidung darüber, ob ein Gruppen-Assessment oder ein Einzel-Assessment durchgeführt wird, hängt im Wesentlichen von der Hierarchiestufe ab, für die das Auswahlverfahren durchgeführt wird. Mit Ausnahme der Rekrutierung von hochrangigen Führungskräften wird meist ein Gruppen-Assessment durchgeführt.

Mögliche Aufgabenstellungen in einem Assessment-Center sind:

Einzelaufgaben:

  • Selbstpräsentation
  • Aufsatz
  • Postkorbübung
  • Rollenspiele
  • Fallstudien
  • Interview
  • Psychologische Testverfahren
  • Abschlussgespräch

Gruppenaufgaben:

  • Gruppenpräsentation
  • Gruppendiskussionen
  • Rollenspiel
  • Fallstudien
  • Konstruktionsübung
  • Präsentation
  • Unternehmensplanspiel
  • Partnerpräsentation

Häufig genutzte Methoden von Assessment-Centern sind:

Selbstpräsentation

In einem Assessment-Center steht die Selbstpräsentation meist am Anfang. In der Regel wird man aufgefordert, sich in fünf bis zehn Minuten selbst zu präsentieren.

Tipps: Nutze unbedingt die dir zur Verfügung gestellten Hilfsmittel, wie beispielsweise Flipcharts oder Overheadfolien und übe deine Präsentation vorher zu Hause. Arbeite die bisherigen Berufserfahrungen oder Hobbys, die deine für den Job relevanten Eigenschaften unterstreichen, wie einen roten Faden in deiner Präsentation heraus. Achte während der Präsentation auf deine Körperhaltung, Mimik und Gestik.

Fallstudie

In einem Assessment-Center kann die Fallstudie als Einzel- oder auch als Gruppenaufgabe gestellt werden. Ein branchentypisches Problem wird simuliert und man bekommt die Chance sein Fachwissen und insbesondere sein analytisches Denkvermögen unter Beweis zu stellen.

Wenn man die Fallstudie innerhalb einer Gruppe lösen soll, dann werden dabei zusätzlich die Eigenschaften Durchsetzungsvermögen, soziale Kompetenz und Teamfähigkeit unter die Lupe genommen.

Tipps: Versuche Ruhe zu bewahren und lese dir zuerst die Aufgabenstellung ausführlich durch. Ordne als Nächstes die erhaltenen Informationen und liste die vorhandenen Daten und Fakten auf. Dokumentiere den Lösungsweg für die Beobachter*.

Postkorbübungen

Bei der Postkorbübung in einem Assessment-Center handelt es sich um einen Stresstest mit anschließender Entscheidungsbegründung. Du bekommst bis zu 20 Meldungen, die du innerhalb des vorgegebenen Zeitplans bewältigen sollst. Die Schwierigkeit besteht darin, dass du in der Regel kaum Zeit dafür eingeräumt bekommst, alle Aufgaben innerhalb des Zeitraums zu erledigen.

Daher heißt es, Prioritäten festzulegen und die wichtigen und zeitkritischen Aufgaben von eher unwichtigen oder nicht zeitkritischen Aufgaben zu trennen. Mit der Postkorbübung werden insbesondere deine Auffassungsgabe, dein Organisationstalent, dein Zeitmanagement, deine Entscheidungsfreudigkeit, deine Fähigkeit, systematisch zu denken sowie deine Stresstoleranz getestet.

Tipps: Die Postkorbübung ist am besten zu bewältigen, wenn du einen Zeitplan erstellst, Ruhe bewahrst und dir einen ersten Überblick verschaffst. Als Nächstes muss man die Aufgaben nach Dringlichkeit priorisieren.

Termine, die einzuhalten sind, solltest du besonders hervorheben. Wichtige Aufgaben, die aber nicht so dringlich sind, kannst du auf einen anderen Termin verschieben. Aufgaben, die dringlich, aber nicht so wichtig sind, kann man delegieren. Dabei musst du die Konsequenzen der einzelnen Entscheidungen bedenken, um diese später zu begründen.

Rollenspiele

 

Rollenspiele werden in einem Assessment-Center oft bei Positionen mit Publikumskontakt oder Personalverantwortung eingesetzt. Bewertet wird, ob du in schwierigen Situationen stets freundlich bleibst und souverän auftreten kannst. Häufige Ausgangspunkte sind Verkaufs- und Preisverhandlungsgespräche, aber auch Mitarbeiterkritik, Motivations- und Beschwerdegespräche.

Tipps: Am besten, du versuchst zu Beginn eine positive Gesprächsatmosphäre zu schaffen, beispielsweise indem du kurz Smalltalk hältst. Bei dem Gespräch selbst ist es wichtig, das Thema des Gesprächs zu verinnerlichen. Analysiere und reflektiere vor einem Gespräch, bis du dich sicher fühlst. Gehe auf den Gesprächspartner ein. Versuche, dich in die vorgegebene Rolle hineinzuversetzen, ohne sich selbst gänzlich zu vergessen. Überschreite nie die Handlungskompetenz dieser Rolle.

Gruppendiskussion in einem Assessment-Center

Oftmals soll man innerhalb eines Assessment-Centers ein vorgegebenes Thema innerhalb einer Gruppe von Mitbewerbern* mit einer Zeitvorgabe von 15 bis 45 Minuten kontrovers diskutieren. Ziel ist es, das dargestellte Problem möglichst einvernehmlich zu lösen. Dabei wird nicht der Inhalt der Diskussion, sondern der Umgang der Teilnehmer miteinander und das Teamverhalten bewertet.

Tipps: Um diese Übung erfolgreich zu bestehen, gilt es folgende Verhaltensregeln zu beachten. Es ist ratsam, das richtige Maß zwischen Führungskraft, Zielstrebigkeit und Durchsetzungsvermögen einerseits und Teamfähigkeit, Kompromissbereitschaft und Rücksichtnahme andererseits einzuhalten.

Nichtsdestotrotz ist es vorteilhaft, in der Gruppe souverän und respektvoll die Rolle des Moderators* einzunehmen, denn als Moderator* hast du die besten Möglichkeiten, um auf dich aufmerksam zu machen und dich gleichzeitig für das Thema und die Gruppe einzusetzen. Das funktioniert am besten, indem du sicher auftrittst und eine klare Vorstellung von deinen eigenen Argumenten hast. Das Knifflige dabei ist, dennoch auch den anderen Teilnehmern zuzuhören und deren Argumente nachvollziehen können.

Des Weiteren kannst du einen guten Eindruck hinterlassen, wenn du die stillen Teilnehmer* zu einer Stellungnahme ermunterst. Inhaltlich befindest du dich auf der sicheren Seite, wenn du von Anfang an wichtige Punkte ansprechst, systematisch denkst und dabei die Zeitvorgabe nicht außer Acht lässt.

Fragebögen

Fragebögen finden ihren Einsatz bei den Einzelübungen. Es handelt sich um ein psychometrisches Testverfahren. Dabei werden die Persönlichkeit und Leistungen der Probanden* gemessen. Des Weiteren gibt es Fragebögen zur Intelligenzbeurteilung. Diese oft standardisierten Fragebögen können schriftlich und/oder am PC beantwortet werden.

Mit Hilfe der unterschiedlichen Fragebögen können Kompetenzen, wie personale Kompetenz (z. B. Durchhaltevermögen), Methodenkompetenz (z. B. Planungsfähigkeit), fachliche Basiskompetenz (z. B. Arbeitsgenauigkeit), kognitive Basiskompetenz (z. B. Konzentrationsfähigkeit) oder schulische Kompetenz (z. B. Umgang mit deutscher und englischer Schriftsprache) ermittelt werden.

Tipp: Um auf den Fragebogen-Test gut vorbereitet zu sein, solltest du dir die Anforderungen der Position gut einprägen und über das Unternehmen und sein Umfeld recherchieren, denn so kannst du dir ein Bild davon machen, welche Tendenzen die Fragen haben werden.

Abschlussgespräch mit Auswertung und ggf. Jobangebot

Ein Abschlussgespräch wird meist genutzt, um noch einmal auf offene Punkte einzugehen oder vertiefende Fragen zu stellen. Es gibt dir die Möglichkeit, Überzeugungskraft, Fachwissen und Zielstrebigkeit zu beweisen.

Tipp: Kleide dich gepflegt und seriös. Nutze die Gelegenheit, um den Interviewern* klar zu vermitteln, warum du am besten für die angebotene Stelle geeignet bist.

Letztendlich erhöhst du bei einem Assessment-Center durch gute Vorbereitung und detaillierte Informationen über das Unternehmen deine Chancen auf eine gute Bewertung und somit auf ein Angebot für die Stelle.

Dipl.-Biol. Tom Wiegand, MBA

Dipl.-Biol. Tom Wiegand, MBA

Tom Wiegand ist MBA und Neurobiologe mit interdisziplinärem wissenschaftlichen Hintergrund zwischen Naturwissenschaft und Informatik. Er ist als Geschäftsführer Teil des Managements von jobvector und nutzt seine Erfahrung in Vorträgen und als Autor für Jobsuche & Karriere sowie Tech-Personalbeschaffung.
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