Frau sitzt in Bewerbungsgespräch, alle Lächeln

Das Vorstellungsgespräch – Tipps, Fragen & Vorbereitung

Dipl.-Biol. Tom Wiegand, MBA
Dipl.-Biol. Tom Wiegand, MBA
Lesedauer: 11 Min.
Aktualisiert am: 19.04.2024

Wer zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird, wurde anhand seiner Bewerbung für ein persönliches Bewerbungsgespräch mit Unternehmensvertretern ausgewählt. Im Vorstellungsgespräch kommt es vor Allem darauf an, sich so zu präsentieren, dass die Personaler von Kompetenz und Eignung für den Job überzeugt werden.

Vorstellungsgespräch – Ablauf

Der Ablauf eines Vorstellungsgesprächs folgt in der Regel einem typischen Muster. Nach der Begrüßungsteil folgt üblicherweise eine Selbstvorstellung, eine Fragerunde und der Abschluss.
Das Bewerbungsgespräch ist ein persönlicher Dialog zwischen einem Kandidaten und einem oder mehreren Personalverantwortlichen, der im Kontext des Auswahlprozesses für Personal stattfindet.

Begrüßung

Kurze Smalltalk und Vorstellung des Unternehmens (ca. 5 bis 10 Minuten)

  • Smalltalk über die Anreise, das Wetter oder aktuelle Ereignisse.
  • Die Interviewer begrüßen den Kandidaten und stellen sich selber vor.
  • Das Unternehmen und die Position werden von den Interviewern vorgestellt.

Tipps für die Begrüßung im Vorstellungsgespräch

Besonders zu Beginn des Vorstellungsgesprächs ist es wichtig, einen positiven ersten Eindruck zu hinterlassen. Der Smalltalk sollte einen freundlich Ton haben und nicht zu informell werden. Biete einen festen Händedruck, lächle, stelle Augenkontakt her und starte mit einen positive Bemerkung z.B. indem du dich für die Einladung vom Bewerbungsgespräch bedankst.

Selbstpräsentation

Der Kandidat stellt sich vor (ca. 5 Minuten)

  • Der Kandidat stellt seinen beruflichen Werdegang sowie ggf. seine Ausbildung vor.
  • Bei der Vorstellung wird eine Verbindung zwischen Qualifikationen und der ausgeschriebenen Position hergestellt.

Tipps zur Selbstpräsentation im Vorstellungsgespräch

Bei der Selbstpräsentation ist eine klare Ausdrucksweise und ein selbstbewusstes Auftreten wichtig. Im besten Fall ist die Selbstpräsentation in Form eines kurzen, lockeren Vortrages (Elevator Pitch) zuvor eingeübt worden. Achte immer auf den Bezug zu der ausgeschriebenen Position. 

Fragerunde

Die Interviewer stellen Fragen zu Lebenslauf, Motivation und fachlichen Kenntnissen (ca. 20 bis 30 Minuten)

  • Einzelne Stationen im Lebenslauf werden als Anknüpfungspunkt für Fragen nach Qualifikationen genutzt.
  • Der Kandidat wird ggf. auf außergewöhnliche Tätigkeiten oder Lücken im Lebenslauf angesprochen
  • Häufig werden Fragen dazu gestellt wieso sich auf die jeweilige Position beworben wurde.
  • Die Interviewer stellen oft Fragen zu beruflichen Zielen.
  • Die fachlichen Kenntnisse werden ggf. von Interviewern aus der Fachabteilung abgefragt.
  • Praxisbezogene Aufgaben oder Fallstudien können ebenfalls Teil der Fragerunde sein.

Tipps zur Fragerunde im Interview

In der Fragerunde eines Vorstellungsgesprächs ist es wichtig, präzise und klar auf die gestellten Fragen zu antworten. Oft werden Details zu den verschiedenen Stationen des beruflichen Werdegangs nachgefragt. Fragen im Bewerbungsgespräch sollten nicht abstrakt sondern konkret beantwortet werden. Ungereimtheiten und Lücken im Lebenslauf können mit Verweis auf Orientierungsphasen, Weiterbildungen, Reisen etc. begründet werden, sofern dies der Wahrheit entspricht. Du solltest dem Personaler aktiv zuhören und eventuelle Rückfragen zum richtigen Zeitpunkt stellen. Eine kurze Denkpause ist legitim und wird dem Bewerber nicht übel genommen.

Abschluss

Der Kandidat stellt Fragen und der weitere Ablauf wird besprochen (ca. 10 bis 15 Minuten):

  • Der Kandidat stellt Fragen zu z.B. Unternehmen, Position oder dem Team.
  • Die Interviewer fassen kurz zusammen, sprechen offene Punkte wie möglichen Starttermin etc. an.
  • Es wird seitens des Unternehmens ein Ausblick auf den weiteren Ablauf gegeben.
  • Die Gesprächspartner bedanken sich und bekunden ggf.  Interesse an der Position.

Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch

Ein Vorstellungsgespräch sollte immer gut vorbereitet sein. Alle Aspekte der Stellenausschreibung, die wichtigsten Eckdaten zum Unternehmen und der eigene Lebenslauf müssen dem Kandidaten* bekannt sein. Unklare Begriffe der ausgeschriebenen Position sollten vor dem Gespräch recherchiert werden. Jede Station des Lebenslaufs muss z.B. bezüglich der dahinterliegenden Entscheidung erklärt werden können.

Man sollte ausgeruht, angemessen gekleidet (Siehe hierzu Artikel: Dress for Success und Business Casual) und pünktlich zum Vorstellungsgespräch erscheinen. Die mitgebrachten Gesprächsunterlagen sollten zudem die Stellenanzeige, eine Kopie der Bewerbung und die Einladung beinhalten. Vorsichtshalber sollten alle Zeugnisse und Referenzen die in der Bewerbung erwähnt wurden mitgenommen werden.

Zur Jobsuche

Stellenanzeige zur Vorbereitung nutzen

Kandidaten* sollten sich in jedem Fall vor dem Vorstellungsgespräch intensiv mit der Stellenbeschreibung auseinander setzen. Hierbei sollten im Vorhinein wichtige Anforderungen aus der Stellenanzeige den eigenen, nachweisbaren Qualifikation gegenübergestellt werden können.

Vorstellungsgespräche üben

Das Bewerbungsgesprächs kann in Form eines Rollenspiels mit Freunden, Familie oder sogar mit ChatGPT eingeübt werden.

Vorschläge für Fragen

Wer sich unsicher ist ob ihm während des Interviews Fragen an die Gesprächspartner einfallen, kann sich anhand von typischen Fragen vorbereiten, die man während eines Vorstellungsgesprächs an Personaler und Interviewer* aus der Fachabteilung stellen kann.

  • Wie ist die Teamstruktur in diesem Bereich aufgebaut?
  • Wie würden Sie die Unternehmenskultur beschreiben?
  • Wie fördert das Unternehmen die berufliche Weiterentwicklung seiner Mitarbeiter?
  • Welche kurz- und langfristigen Ziele hat das Unternehmen für diese Position?
  • Wie wird die Leistung in dieser Position bewertet?
  • Wie sieht die Einarbeitungsphase aus?
  • Gibt es aktuelle oder zukünftige Projekte oder Initiativen, die das Unternehmen vorantreibt?
  • Wie sieht die Wachstumsstrategie des Unternehmens aus?
  • Wie wird die Work-Life-Balance in Ihrem Unternehmen gefördert?
  • Gibt es Möglichkeiten für flexible Arbeitszeiten oder Remote-Arbeit?
  • Wie sind die nächsten Schritte im Auswahlprozess?
  • Wann kann ich mit einer Rückmeldung oder Entscheidung rechnen?

Beachte, dass du diese Fragen nur stellen solltest, wenn sie für dich wirklich relevant sind. Auch die Fragen, die du stellst, tragen im Vorstellungsgespräch zu dem Gesamteindruck bei, den du hinterlässt. So kannst du mit Fragen zur Einarbeitung, den Zielen für die Position oder dem weiteren Vorgehen zeigen, dass du engagiert bist. Mit Fragen zu Home Office, Work-Life Balance und Urlaubstagen zeigst du, dass dir neben dem Job auch andere Dinge wichtig sind. Überlege dir also gut, was dir wichtig und frage nach diesen Themen. So nehmen die Interviewer einen authentischen Eindruck von dir mit.

Typische Fragen im Vorstellungsgespräch

Auf die gängigen Fragen eines Vorstellungsgesprächs kann man sich gut vorbereiten. Antworten auf häufig gestellt Fragen können vor dem Interview vorbereitet werden.

Tipps zu Fragen im Vorstellungsgespräch

  • Erzählen Sie etwas über sich. Hier sollte sich auf berufliche Aspekte bezogen werden, beginnend mit der aktuellen oder letzten Position.
  • Warum haben Sie sich bei uns beworben? Mit der Antwort auf diese Frage kann bewiesen werden dass man sich auf das Unternehmen gut vorbereitet hat. Unternehmenskultur, Werte, Produkte etc. können genannt werden.
  • Was sind Ihre Stärken? Relevante Stärken die für die Position wichtig sein können sollten betont werden.
  • Was sind Ihre Schwächen? Die Antwort sollte authentisch sein und Antworten wie „Perfektionismus“ oder „Ich arbeite zu hart“ sollten vermieden werden. Die genannten Schwächen dürfen nicht direkt die Anforderungen der Position betreffen und im Arbeitsalltag zu überwinden sein. Konkrete Angaben darüber wie man sich im Bereich der eigenen Schwachstellen weiterentwickelt werden positiv aufgenommen.
  • Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? Hier kann man zeigen, dass langfristige berufliche Ziele verfolgt werden, die mit der Position und dem Unternehmen in Einklang stehen. Eine gewisse Flexibilität für Entwicklungsmöglichkeiten wird meist positiv bewertet.
  • Wie gehen Sie mit herausfordernden beruflichen Situationen um? Die STAR-Methode (Situation, Aufgabe, Aktion, Ergebnis) kann dabei helfen eine klare und strukturierte Antwort auf diese Frage zu geben.
  • Warum sollten wir Sie einstellen? Die Qualifikationen werden hier noch einmal herangezogen um die Bewältigung der zu erfüllenden Aufgaben schlüssig in Aussicht zu stellen. Außerdem kann genannt werden wieso der Job und das Unternehmen das eigene Interesse geweckt hat und damit verbunden, dass eine gute kulturelle Passung erwartet wird.
  • Wie gehen Sie mit Stress um? Gesunde Bewältigungsstrategien, wie Priorisierung von Aufgaben, effektive Zeitplanung oder auch kurze Pausen zur Entspannung können genannt werden.

Weitere mögliche Fragen im Vorstellungsgespräch

  • Was interessiert Sie an dem Unternehmen besonders?
  • Verfügen Sie über Zusatzqualifikationen?
  • Warum haben Sie sich gerade auf diese Stellenanzeige beworben?
  • Was ist Ihnen in für Ihre neue Position besonders wichtig?

Gefürchtete Frage: Was sind Ihre Schwächen?

Die wohl gefürchtetste Frage im Vorstellungsgespräch ist: Was sind Ihre Stärken und Schwächen? Die Frage kann auch indirekt gestellt werden: Wie würden Ihre Freunde Sie beschreiben? Was können Sie besonders gut? Worin liegen Ihre Schwächen?
Den Teil nach deinen Stärken, solltest du souverän im Bezug auf die Stellenanzeige beantworten können. Auf den Frage nach deinen Schwächen, kannst du mit folgendem Wissen und den Tipps punkten.

Personalverantwortliche fragen im Vorstellungsgespräch nach Schwächen, um einen Einblick in die Persönlichkeit der Bewerber zu erhalten und herauszufinden, ob sie wirklich für die Position geeignet sind. Dabei geht es auch darum zu erkennen, wie Bewerberinnen mit Herausforderungen umgehen, sich selbst reflektieren und bereit sind, an ihren Schwächen zu arbeiten.

Tipp: Bei der Frage nach deinen Schwächen im Vorstellungsgespräch solltest du authentisch und relevant für die angestrebte Position antworten, dabei kritische Schwächen vermeiden und keine erfundenen oder klischeehaften Antworten geben. Es ist wichtig, dass du eine lösungsorientierte Haltung zeigst, indem du erklärst, wie du aktiv an deinen Schwächen arbeitest, beispielsweise durch Weiterbildung oder spezifische Verbesserungsmaßnahmen. Deine Antwort sollte selbstbewusst und mit konkreten Beispielen untermauert sein, um deine Glaubwürdigkeit und dein Engagement für persönliches Wachstum zu demonstrieren.

Zum Gehaltscheck

Unzulässige Fragen

  • Was sind Ihre privaten Pläne?
  • Wie sieht Ihre Familienplanung aus?
  • Wann wollen Sie eine Familie gründen?

Die bewusst falsche oder unvollständige Antwort auf Fragen berechtigt den Arbeitgeber in der Regel zur Anfechtung des Arbeitsvertrages wegen arglistiger Täuschung. Voraussetzung ist, dass die Fragen zulässig waren. Unzulässige Fragen müssen nicht wahrheitsgetreu beantwortet werden.

Körpersprache im Vorstellungsgespräch

Bei einem Vorstellungsgespräch ist eine offene und selbstbewusste Körperhaltung entscheidend, um Kompetenz und Sicherheit auszustrahlen. Achte darauf, Augenkontakt zu halten und authentisch zu lächeln, da dies Vertrauen und Engagement signalisiert. Zudem ist eine ruhige und kontrollierte Gestik hilfreich, um Nervosität zu minimieren und Professionalität zu vermitteln.

Ein Blick sagt mehr als tausend Worte, also sei dir deiner Körpersprache im Vorstellungsgespräch bewusst. Achte darauf, was du durch deine Haltung, Gestik und Mimik signalisierst, denn geschulte Personaler lesen leicht zwischen den Zeilen. Nutze den Smalltalk zu Beginn, um mit offener Haltung und ehrlichem Lächeln einen positiven ersten Eindruck zu schaffen.

Gehaltsverhandlung im Vorstellungsgespräch

In einer Gehaltsverhandlung im Vorstellungsgespräch ist es wichtig, dass du gut vorbereitet bist und deine Gehaltsvorstellungen auf fundierten Marktdaten und deiner beruflichen Erfahrung basierst. Wenn du den Job haben möchtest, dann zeige dich verhandlungsbereit und offen für Kompromisse, ohne dabei deine finanziellen Bedürfnisse und den Wert deiner Arbeit aus den Augen zu verlieren.
Wichtig ist dabei
, den eigenen Marktwert realistisch einzuschätzen zu können.

Tipp: Zur optimalen Vorbereitung auf deine Gehaltsverhandlung im Vorstellungsgespräch, kannst den jobvector Gehaltsplaner nutzen.

Abschluss des Bewerbungsgesprächs

Nutze den Schlussteil des Vorstellungsgesprächs, um deine Begeisterung für die Position und das Unternehmen durch wohlüberlegte Fragen zu unterstreichen, die deine Engagement für die Stelle widerspiegeln. Verdeutliche, wie du mit deinen Qualifikationen und deiner Motivation ideal auf die ausgeschrieben Position passt.
Zum Ende solltest du dich für das Gespräch bedanken und dein Interesse an einem nächsten Schritt im Auswahlprozess bekunden.

Tipps für den Abschied

  • freundlich für das Gespräch bedanken
  • von allen namentlich verabschieden
  • Fragen nach den nächste Schritten im Auswahlprozess
  • selbstbewusst Interesse für die Stelle bekunden

Nach dem Vorstellungsgespräch

Du kannst nach dem Bewerbungsgespräch weiter punkten, wenn du die Stelle haben möchtest. Lass dir das Gespräch nochmal durch den Kopf gehen und analysiere es. Wenn dir der Job wichtig ist, schreibe im Nachgang zum Bewerbungsgespräch eine E-Mail in der du dich für das Gespräch bedankst und nochmal hervorhebst, dass du auf die nächsten Schritte und eine positive Entscheidung freust. Nehme dabei konkreten Bezug auf die Interviewer und eure Absprachen.
Sollte sich die Antwort nach dem Bewerbungsgespräch nicht zu den besprochenen Zeiten erfolgen. Kannst du 2 Tage nach der Rückmeldefrist freundlich nachfragen, ob schon Entscheidungen zu einer möglichen Einstellung gefallen sind.

Checkliste – Vorstellungsgespräch

Optimal vorbereitet ins Vorstellungsgespräch

  • Telefonnummer deines Ansprechpartners für das Vorstellungsgespräch im Handy gespeichert?
  • Bewerbungsunterlagen und etwas zum Schreiben eingepackt?
  • Dresscode gecheckt und passend zum Unternehmen?
  • Infos zur ausgeschriebenen Stelle, zum Arbeitgeber und zu den Interviewern parat?
  • Beispiele für deine berufliche Erfolge oder deiner Ausbildung aus deinem Lebenslauf überlegt?
  • Selbstpräsentation geübt?
  • Realistischen Gehaltsrahmen mit dem Gehaltsplaner recherchiert?
  • Gut drauf?
Dipl.-Biol. Tom Wiegand, MBA

Dipl.-Biol. Tom Wiegand, MBA

Tom Wiegand ist MBA und Neurobiologe mit interdisziplinärem wissenschaftlichen Hintergrund zwischen Naturwissenschaft und Informatik. Er ist als Geschäftsführer Teil des Managements von jobvector und nutzt seine Erfahrung in Vorträgen und als Autor für Jobsuche & Karriere sowie Tech-Personalbeschaffung.
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