Systems Engineering – Karrierechancen für Informatiker* & Ingenieure* in der Automobilbranche

Dr. Eva Birkmann, MBA
Dr. Eva Birkmann, MBA
Lesedauer: 6 Min.
Aktualisiert am: 21.03.2024

Aufgrund der Entwicklung zur vernetzten Mobilität bieten sich in der Automotivebranche hervorragende Karriereperspektiven für Informatiker* und Ingenieure* mit interdisziplinären Kenntnissen. Die neuen Anforderungen an das Software und Systems Engineering führen infolgedessen zu spannenden und vielseitigen Stellenangeboten.

Automobilhersteller werden Mobilitätsdienstleister

Informations- und Kommunikationssysteme im Fahrzeug und die Vernetzung der Verkehrsträger mit dem Straßenverkehr und der Infrastruktur sind Schlüsselthemen für die Automobilindustrie. Car-IT ist die wesentliche Grundlage für Innovationen in kommenden Fahrzeuggenerationen.
Insbesondere sind das Fachwissen und die Kreativität von Ingenieuren* gefragt, welche neben dem klassischen technischen Know-how auch Wissen in der IT, Sensorik oder Kommunikationstechnik mitbringen. Somit sind in Stellenangeboten besonders häufig fachspezifische Spezialisierungen im Anwendungsfeld der Automobiltechnik gesucht, in denen Themen der Informatik, der Mechatronik, der Elektro- und Informationstechnik sowie der Wirtschaftswissenschaften verknüpft werden.

Fahrzeughersteller und Fahrzeuge – und natürlich auch die vielen Zulieferer – werden zu Dienstleistern für vernetzte Mobilität, die die Bedürfnisse der Fahrer erkennen und ihm assistierend zur Seite stehen. Um solche Systeme zu entwickeln, arbeiten Ingenieure* und Informatiker* Hand in Hand.

Infolgedessen wird das Fahrzeug zum Kommunikationsmittelpunkt für vernetzte Mobilität. Daher sind Kooperationen zwischen Partnern aus der Informationstechnologie und staatlichen bzw. öffentlichen nötig. Sie müssen nämlich den infrastrukturellen und technischen Herausforderungen begegnen, einen rechtssicheren Rahmen für alle Beteiligten schaffen und entsprechende Geschäftsmodelle etablieren.

Außerdem ergeben sich neue Berufsperspektiven bei den unterschiedlichsten Arbeitgebern. Bei Behörden, Ämtern, Telekommunikationsunternehmen, Netzwerkanbietern bis hin zu den Automobilherstellern und Automobilzulieferern werden Techniker*, Ingenieure* und Informatiker*, aber auch fachkundige Führungskräfte aus interdisziplinären Bereichen der Naturwissenschaften gesucht. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, werden neue Studiengänge geschaffen, welche auf die veränderten Anforderungen eingehen, wie z. B. Automotive Software Engineering (Software Engineering für Software im Automobil).

Digitalisierung und vernetzte Mobilität

Autos fahren leise und abgasfrei durch die Stadt; keines fährt zu schnell oder zu langsam. Auf diese Weise kann ein Stau so kaum noch entstehen. Ebenso kann kein Fahrzeug eine rote Ampel missachten oder versehentlich auf die falsche Spur geraten. Darüber hinaus sind Fahrtzeiten auch über lange Strecken planbar, der Parkplatzsuchverkehr gehört der Vergangenheit an. Dieses Szenario erscheint heute unvorstellbar, hat aber für morgen durch die vernetzte Mobilität konkrete Realisierungschancen. Der Weg dorthin wird sich allerdings evolutionär und nicht revolutionär entwickeln.

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Wer zur Verwirklichung dieser Szenarien beitragen möchte, kann sich einbringen. Denn jetzt werden die Innovationen von morgen entwickelt, konstruiert und vernetzt. Der Arbeitsmarkt für Informatiker* im Automotivebereich ist hervorragend. Dies kann man insbesondere von den zahlreichen und vielseitigen Stellenangebote, die sich durch die komplette Branche ziehen, ableiten.

Die Vision des unfallfreien Fahrens rückt mit der Vernetzung der Fahrzeuge näher

Flüssiger und sicherer Verkehr ist für jedes Land der Welt ein Grundpfeiler für wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand. Ebenso muss der Verkehr der Zukunft intelligent vernetzt werden, um die Chancen, die IT für eine Optimierung der Mobilität bietet, zu nutzen. Fahrzeuge werden dank der neuen Möglichkeiten der digitalen Revolution immer intelligenter. Die Interaktion von Verkehrsträgern und der Infrastruktur ist eine positive Folge des Mobilitätswandels für die vernetzte Mobilität.

Hinter jeder Innovation steht ein Team, welches kreativ visionäre Ideen in die Realität umsetzt.
Das vernetzte Auto wird in interdisziplinären Teams mit Informatikern* und Ingenieuren* entwickelt und mit innovativen Kommunikationstools ausstatten. IT-Spezialisten* in der Automobilbranche optimieren neben der Vernetzung auch Sicherheit, Automatisierung der Fertigungsprozesse, Energieeffizienz und Elektromobilität. Die Zusammenarbeit von Elektrotechnikern*, Informatikern*, Maschinenbauingenieuren*, Naturwissenschaftlern* und Wirtschaftsexperten* ist für eine erfolgreiche Entwicklung essenziell.

Die Vernetzung ist die Grundlage für ein leistungsfähiges Verkehrssystem. Die intelligente Vernetzung von Fahrzeugen und die Digitalisierung im und um das Auto werden den Verkehr revolutionieren. Vernetzung macht eine präzise Steuerung des Gütertransports über große Strecken und verschiedene Verkehrsträger möglich. Wie die Vernetzung des Verkehrs in 20 Jahren aussehen wird, steht heute natürlich noch nicht fest. Sicher ist aber, dass Informationsaustausch und Kommunikation für die vernetzte Mobilität eine herausragende Rolle spielen werden. Die technischen Innovationen, an denen die deutsche Automobilindustrie mit Nachdruck arbeitet, werden weitere Fortschritte für Fahrzeugsicherheit, Umweltfreundlichkeit und Komfort erzielen. Wir werden der Vision des unfallfreien Fahrens durch die vernetzte Mobilität immer näher kommen.

Vernetzung soll nachhaltige Mobilität ermöglichen

Deutschland soll zum Leitmarkt und Leitanbieter von Mobilität werden. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat deshalb gemeinsam mit der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) das Forschungsrahmenprogramm „Straße im 21. Jahrhundert – Innovativer Straßenbau in Deutschland“ entwickelt.

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Auch automatisiertes Fahren erfordert eine entsprechende Straßeninfrastruktur. Für die Automobilhersteller ist daher ein Austausch mit den Bauingenieuren* und Projektingenieuren* der Straßenbauunternehmen und Behörden wichtig. Auch in diesem Bereich ergeben sich neue Karrierechancen.

Zusätzlich soll das Forschungsprogramm dabei helfen, die Straße im Sinne des Gemeinwohls funktional weiterzuentwickeln. Über Informations- und Kommunikationssysteme soll eine intelligente Verkehrsinfrastruktur geschaffen werden, die mit einer nutzerfreundlichen, verkehrsträger-übergreifenden Vernetzung eine nachhaltige individuelle, vernetzte Mobilität ermöglicht. Die Automobilindustrie unterstützt mit ihrer Technologie-Roadmap das Konzept „Straße des 21. Jahrhunderts“. Die steigende Leistungsfähigkeit elektronischer Systeme in der Bordelektronik ermöglicht moderne Fahrerassistenz- und Infotainment-Systeme bis hin zu teil- oder hochautomatisierten Fahrfunktionen. Die Integration von zusätzlichen Informationen aus der Infrastruktur, von anderen Fahrzeugen und Verkehrsteilnehmern sowie von Service- und Diensteanbietern (OEM und Dritte) über „Vehicle-to-Vehicle-Kommunikation“ (V2X-Kommunikation) und das „Internet der Dinge“ treibt die Entwicklung der Vernetzung voran.

Neue Perspektiven durch vernetzte Mobilität

Diese Entwicklungen führen zu neuen Berufsbildern, Anforderungen an die Studien- und Ausbildungsinhalte und damit natürlich auch an die Mitarbeiter* in den Entwicklungs- und Umsetzungsprojekten. Programmiersprachen, Modellierungstechniken, Werkzeuge und Prozesse finden in der Praxis bei der Implementierung softwareintensiver Systeme im Fahrzeug Verwendung. In den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Unternehmen bilden sich vollkommen neue Projektgruppen oder gar ganze Abteilungen und bieten vielseitige und zukunftsweisende Karriereperspektiven. Um die Entwicklungen voranzutreiben und „auf die Straße zu bringen“, suchen Unternehmen innovative Fach- und Führungskräfte aus der Informatik und dem Ingenieurwesen.

Noch sind nicht alle Berufsbilder und Aufgabenbereiche definiert, sodass es sich für Bewerber* lohnt, bei ihrer Stellensuche die gängigen Suchbegriffe zu erweitern. Auf der anderen Seite sollten Unternehmen die Stellenanzeigen für neue Berufsbilder verständlich formulieren. Viele Unternehmen aus der Automobilindustrie haben zahlreiche Stellenangebote für Softwareentwickler* oder andere Informatiker*. In vielen Fällen sind dabei nicht explizit Berufserfahrungen in der Automobilbranche gefordert. Daher bieten sich auch für Quereinsteiger mit fachlichem Hintergrund der Informatik hervorragende Jobs in der Automotive-Branche.

Ein Artikel in Zusammenarbeit von jobvector und vda

Dr. Eva Birkmann, MBA

Dr. Eva Birkmann, MBA

Dr. Eva Birkmann ist promovierte Naturwissenschaftlerin und Wirtschaftswissenschaftlerin. Als Geschäftsführerin von jobvector ist sie als anerkannte Autorin von Ratgeber-Artikeln zum Thema MINT-Karriere und Fachbeiträgen für Recruiting und Personalwirtschaft tätig.
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