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Karriere in einem Familienunternehmen – Was dich erwartet

Dr. Eva Birkmann, MBA
Dr. Eva Birkmann, MBA
Lesedauer: 4 Min.
Aktualisiert am: 08.03.2024

Mit dem erfolgreichen Abschluss des Studiums werden Studenten* vor die Wahl des beruflichen Werdeganges gestellt. Für besonders gute Absolventen* scheint der Weg vorherbestimmt. Die großen DAX notierten Konzerne begrüßen künftige High Potentials mit offenen Armen. Deren Reputation kann und sollte man keineswegs in Abrede stellen. Es gibt aber auch andere aussichtsreiche Alternativen für die persönliche und berufliche Entwicklung, so zum Beispiel eine Karriere in einem Familienunternehmen.

Der Unternehmenstypus eines Familienunternehmens hat teils eine sehr konkrete Relevanz für die Mitarbeiter*, die sich im täglichen Arbeitsgeschehen widerspiegelt. Der Planungshorizont der Familienunternehmer* erstreckt sich typischerweise auf Generationen. Im Vordergrund steht nicht so sehr die kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern der nachhaltige Geschäftsaufbau auf lange Sicht. Familienunternehmen weisen eine signifikant höhere Eigenkapitalquote aus als die Nicht-Familienunternehmen. In Verbindung mit dem meist sehr hohen sozialen Verantwortungsgefühl der Inhaberfamilien ist dies auch in Krisenzeiten eher ein Garant dafür, die Arbeitsplätze für die Mitarbeiter* zu sichern und zu bewahren.

Ein weiterer Faktor für das spezifische Arbeitsumfeld in Familienunternehmen ist das vielfach proklamierte „Wir Gefühl“. Dieses erlebt man in der Tat in einem solchen Unternehmen, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass in der Regel Mitglieder* der Unternehmerfamilien selbst direkt im Unternehmen tätig sind. Man arbeitet weniger für abstrakte Bilanzen, als für den sichtbaren Erfolg des Unternehmens. Dieser hohen Motivationsbereitschaft liegen Arbeitsplatzcharakteristika zugrunde, die in dieser Ausprägung nur das Familienunternehmen bietet: Ein hoher Grad an eigenverantwortlichem Arbeiten entfaltet sich im konstruktiven Spannungsfeld eines kooperativen Führungsstils, demnach kurzen Entscheidungswegen und einer attraktiven Arbeitsatmosphäre.

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Bedeutung von Familienunternehmen in der Wirtschaft

Auch die volkswirtschaftliche Bedeutung von diesen Unternehmen wird meist unterschätzt. Deutschland im Besonderen hat eine lange Tradition und hohe Dichte an solchen Firmen. So sind über 90% der aktiven Unternehmen Familienunternehmen – freilich mit einer sehr breiten Größenverteilung. Dazu zählen kleinere Handwerksbetriebe, aber auch Global Player wie Würth, Oetker, Miele, Haniel, Sixt und viele mehr. So sind diese Firmen insgesamt Arbeitgeber von mehr als der Hälfte der Beschäftigten in Deutschland. Die 500 größten Familienunternehmen in Deutschland beschäftigen weltweit rund 5 Millionen Menschen. Dabei erzielen sie einen Umsatz von über einer Billion Euro pro Jahr (Quelle: Stiftung Familienunternehmen).

In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München und dem Entrepreneurs-Club führt die Stiftung Familienunternehmen die fortlaufende Studie „Familienunternehmen als Arbeitgeber“ auf Basis von Befragungen der Kandidaten* auf den Karrieretagen Familienunternehmen durch.

Hieraus leiten sich Unterschiede im Karriereumfeld von Familienunternehmen im Vergleich zu Nicht-Familienunternehmen ab. So schätzen über 80 % der befragten Kandidaten* die Arbeitsatmosphäre in Familienunternehmen besser ein. Auch andere bei der Berufswahl entscheidende Faktoren, wie die Möglichkeit zum eigenverantwortlichen Arbeiten, Unternehmensethik oder Innovationsstärke werden bei diesen deutlich stärker gesehen. Gefühlte Abstriche werden jedoch beim Standort der Unternehmen vermutet. Diese befinden sich häufig in Gebieten außerhalb der als attraktiv angesehenen Großstädte wie Berlin, Hamburg oder München befinden. Gleichzeitig ist der periphere Standort aber ein wirkungsmächtiges Symbol historisch gewachsener Strukturen und damit einer konkreten Verortung der Unternehmung.

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Perspektiven von Familienunternehmen

Außerdem sind viele der großen Familienunternehmen oft international aufgestellt und bieten damit herausragende Möglichkeiten, im Ausland tätig zu sein. Nicht selten sind die Firmen an mehr als 50 Auslandsstandorten vertreten und bieten die Chance, einen oder mehrere davon kennenzulernen. Dass dies insbesondere in den ersten Jahren nach dem Berufseinstieg interessant ist, zeigt die aktuelle Schwerpunktbefragung innerhalb der genannten Studie. So können sich rund zwei Drittel der befragten Akademiker* einen vorübergehenden Wechsel ins Ausland vorstellen.

Das Suchen und Finden einer Karriereperspektive in einem Familienunternehmen wird interessierten Absolventen*, Fach- und Führungskräften durch ein noch junges Internetportal erheblich erleichtert. Das Webportal „Karriere im Familienunternehmen“ präsentiert sowohl die Unternehmensklasse Familienunternehmen als auch seine angeschlossenen Partnerunternehmen in umfassender Form. Die Abgrenzung der Familienunternehmen von den großen Publikumsgesellschaften erläutert man anschaulich anhand signifikanter Faktoren. Angefangen bei der Definition, über die volkswirtschaftliche Bedeutung, bis hin zur Internationalität und den Besonderheiten im Hinblick auf die Personalpolitik. Interessenten können sich nicht nur über die Jobperspektiven und die Standorte der Unternehmen informieren, sondern auch über die Geschichte des Unternehmens und die hinter dem Unternehmen stehende Familie. Eine transparente Aufbereitung der oft komplexen Produkt- und Kompetenzfelder dieser Firmen eröffnen dem Karrieresuchenden einen Einblick in die Produkte, an deren Weiterentwicklung er vielleicht bald schon selbst mitarbeiten wird.

Dr. Eva Birkmann, MBA

Dr. Eva Birkmann, MBA

Dr. Eva Birkmann ist promovierte Naturwissenschaftlerin und Wirtschaftswissenschaftlerin. Als Geschäftsführerin von jobvector ist sie als anerkannte Autorin von Ratgeber-Artikeln zum Thema MINT-Karriere und Fachbeiträgen für Recruiting und Personalwirtschaft tätig.
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