Diese Formulierungen solltest du in Stellenanzeigen vermeiden
Stellenanzeigen sind oft der erste Kontakt mit potenziellen Talenten und dein wichtigstes Werkzeug, um qualifizierte Bewerber zu finden. Aber wusstest du, dass sich in deinen Texten unbewusste Fehler verbergen, die dein Recruiting behindern können? Manchmal sind es die kleinsten Details, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Formulierungen, die auf den ersten Blick harmlos wirken, können unbewusst ganze Gruppen von qualifizierten Menschen ausschließen. Hier geht es nicht nur darum, was du schreibst, sondern auch darum, welche versteckten Risiken deine Wortwahl birgt.
Inhalt
Warum diskriminierungsfreie Stellenanzeigen wichtig sind
Ob bewusst oder unbewusst: Diskriminierungsrisiken sind in Stellenanzeigen weit verbreitet. Arbeitgeber lassen sich bei der Gestaltung von Texten oft noch von Stereotypen leiten und haben konkrete Bilder von den idealen Kandidaten. Dieses Problem tritt besonders bei Privathaushalten und Kleinstunternehmen auf, die oft nicht über genügend Informationen zur Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG) Konformität verfügen.
Eine aktuelle Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zeigt, wie ernst das Thema ist: Jede fünfte Stellenanzeige (21,2 Prozent) birgt ein Diskriminierungsrisiko. Rund 80 % der problematischen Anzeigen sind nicht geschlechtsneutral formuliert, und jede fünfte enthält Hinweise auf das Lebensalter.
Ein Recruitingprozess ohne Benachteiligung ist aber nicht nur eine Frage der Fairness, sondern auch ein Vorteil im Wettbewerb. Unternehmen, die inklusiv formulieren, erreichen mehr qualifizierte Bewerbungen, stärken ihr Ansehen und senken rechtliche Risiken.
Typische Formulierungen mit Diskriminierungsrisiko
Recruiter sollten diese potenziellen Fallstricke kennen, um sie zu vermeiden:
- Geschlechtsspezifische Rollenbilder: Begriffe wie „Entscheider“ oder „Sekretärin“ können signalisieren, dass bestimmte Geschlechter bevorzugt sind und verstärken damit veraltete Stereotypen in der Arbeitswelt.
- Altersspezifische Erwartungen: Phrasen wie „junges, dynamisches Team“ oder „ideal für Berufseinsteiger“ wirken ausgrenzend. Sie deuten darauf hin, dass die Unternehmenskultur für ältere oder erfahrenere Bewerber nicht passend ist, selbst wenn das nicht die Absicht war.
- Generisches Maskulinum ohne neutrale Alternative: Obwohl der Klammerzusatz (m/w/d) häufig verwendet wird, reicht er oft nicht aus, um wirklich inklusiv zu sein und alle Geschlechter anzusprechen.
- Indirekte Signale für bestimmte Zielgruppen: Auch subtile Hinweise auf bevorzugte Netzwerke, Milieus oder bestimmte Lebensstile können den Bewerberkreis ungewollt einschränken. Ein Beispiel dafür ist die Beschreibung einer „lässigen Start-up-Atmosphäre“ oder eines „unbedingt nötigen“ After-Work-Biers mit dem Team. Solche Formulierungen können Kandidaten, die andere Lebensumstände oder soziale Vorlieben haben, unbewusst ausschließen.
Häufige Stolpersteine
Einige Formulierungen tauchen immer wieder in Stellenanzeigen auf und können als diskriminierend angesehen werden. Ein Urteil des Landesarbeitsgerichts Baden-Württemberg hat zum Beispiel den Begriff „Digital Native“ als altersdiskriminierend eingestuft, da er suggeriert, dass nur eine bestimmte Generation die notwendigen Fähigkeiten hat.
Die folgenden Wörter und Phrasen gehören zu den häufigsten Beispielen, die von Personalexperten und in verschiedenen Studien als problematisch eingestuft werden:
- „Berufseinsteiger“ oder „Karrierestart“: Diese Begriffe können implizit ein junges Alter voraussetzen. Obwohl sie nur mangelnde Erfahrung beschreiben sollen, schließen sie oft ältere Quereinsteiger aus. Besser ist es, die gewünschte Qualifikation direkt zu benennen, etwa „erste relevante Berufserfahrung“.
- „Junges Team“: Diese Formulierung kann ältere oder erfahrenere Bewerber abschrecken, da sie eine Unternehmenskultur suggeriert, in der sie möglicherweise nicht willkommen sind.
- „Aufstrebende Fachkraft“: Diese Formulierung suggeriert, dass die Position nur für jemanden in einer frühen Phase der Karriere geeignet ist, was ältere Bewerbende ausschließt.
- „Fit und belastbar“: Obwohl diese Eigenschaften für bestimmte Jobs relevant sein können, werden sie oft fälschlicherweise mit einem jungen Alter verbunden.
Wie lassen sich diskriminierende Formulierungen vermeiden?
Es geht darum, die Anforderungen der Stelle zu beschreiben und nicht die Eigenschaften der Person, die du dir vorstellst. Hier sind einige praktische Anregungen, wie eine Stellenanzeige so gestaltet werden kann, dass Diskriminierung kein Thema ist:
- Merkmalsneutral formulieren: Beschreibe die Aufgaben der Position, nicht die vermeintlichen Merkmale der Bewerber. Statt „junger, dynamischer Kollege“ schreibe über die Teamarbeit und die Ziele, die erreicht werden sollen.
- Geschlechtsneutrale Bezeichnungen nutzen: Statt „Sekretärin“ besser „Assistenz“ oder „Teamunterstützung“.
- Auf Altershinweise verzichten: Fokussiere lieber auf Kompetenzen und Erfahrung anstatt auf Lebensphasen. Das Alter hat keinen Einfluss auf die Fähigkeit, eine Aufgabe zu erfüllen.
- Klare und inklusive Sprache wählen: Formulierungen wie „Wir freuen uns über Bewerbungen von allen Menschen, unabhängig von Geschlecht, Alter oder Herkunft“ signalisieren Offenheit.
- Stellenanzeigen regelmäßig prüfen: Ein interner Leitfaden oder ein Tool für Textanalyse helfen, unbewusste Risiken zu erkennen.
Fazit
Diskriminierungsfreie Stellenanzeigen sind keine Frage des Trends, sondern des Respekts und der Effizienz im Recruiting. Zwar sind eindeutige Diskriminierungen selten geworden, aber die Möglichkeiten, Stellenanzeigen so zu formulieren, dass sich möglichst viele Personen angesprochen fühlen, werden noch nicht voll genutzt. AGG-konforme Anzeigen sind nur ein Teil eines diskriminierungsfreien Bewerbungsverfahrens, aber sie reduzieren das Risiko am Anfang des Prozesses. Wer auf klare, inklusive Formulierungen achtet, gewinnt nicht nur rechtlich und wirtschaftlich, sondern legt auch den Grundstein für eine Unternehmenskultur, in der sich alle wertgeschätzt fühlen und ihr volles Potenzial entfalten können. Die Gestaltung solcher Anzeigen erfordert aber viel Fachwissen und Sorgfalt, um alle Fallstricke zu vermeiden und Talente effektiv anzusprechen.
