Psychiater
Ein Psychiater ist ein Facharzt für psychische Erkrankungen, der, wie alle Ärzte, ein Medizinstudium absolviert hat und psychotherapeutisch ausgebildet ist. Psychiater sind befähigt im Zuge der behandlung psychischer Erkrankungen, sowohl Psychopharmaka zu verordnen als auch psychotherapeutische Verfahren anzuwenden, wodurch sie eine zentrale Rolle in der evidenzbasierten, personenzentrierten Versorgung psychisch erkrankter Menschen einnehmen. Im Gegensatz zu Psychologen ist ein Psychiater ein Mediziner mit anschließender Facharztausbildung in Psychiatrie und Psychotherapie. Psychiater arbeiten häufig interdisziplinär mit Psychologen, Psychotherapeuten mit anderen akademischen Abschlüssen und Sozialarbeitern zusammen, um Therapieziele zu erreichen. Ihr Tätigkeitsspektrum reicht von der akuten Krisenintervention über die langfristige Behandlung chronischer Erkrankungen bis hin zur Begutachtung in forensischen Kontexten.
Inhalt
Spezialisierung als Psychiater
Nach erfolgreichem Abschluss der Facharztausbildung in Psychiatrie und Psychotherapie können sich Psychiater auf verschiedene Schwerpunkte spezialisieren. Häufige Spezialisierungen sind die Gerontopsychiatrie, die sich mit psychischen Erkrankungen im höheren Lebensalter befasst, sowie die Suchtmedizin, in der psychiatrische und andere medizinische Kompetenzen z.B. im Bereich Substitutionsbehandlung kombiniert werden. Auch die forensische Psychiatrie, die sich mit der Begutachtung und Behandlung psychisch kranker Straftäter beschäftigt, stellt ein bedeutendes Tätigkeitsfeld dar. Weitere Spezialisierungen betreffen etwa die Kinder- und Jugendpsychiatrie, psychosomatische Medizin, die Akutpsychiatrie und die Sozialpsychiatrie. Viele Psychiater vertiefen ihre Kenntnisse darüber hinaus in bestimmten Therapieverfahren, beispielsweise psychotherapeutischen Ansätzen wie der kognitiven Verhaltenstherapie oder tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie.
Psychiater werden
Um Psychiater zu werden, ist zunächst ein abgeschlossenes Studium der Humanmedizin erforderlich, das in der Regel sechs Jahre dauert und mit dem Staatsexamen abgeschlossen wird. Daran schließt sich die fünfjährige fachärztliche Weiterbildung in Psychiatrie und Psychotherapie an, die sowohl klinisch-psychiatrische als auch psychotherapeutische Inhalte vermittelt. Bestandteil dieser Weiterbildung sind unter anderem Rotationen in stationären und ambulanten Einrichtungen, der Erwerb psychotherapeutischer Grundkompetenzen sowie Kenntnisse in Pharmakotherapie, Diagnostik und Notfallpsychiatrie. Außerdem absolvieren angehende Fachärzte zusätzlich theoretische Kurse und im Bereich der psychotherapeutischen Ausbildung die Pflichtteile Selbsterfahrung und Supervision. Nach bestandener Facharztprüfung können Psychiater in Kliniken, Praxen, Rehabilitationszentren oder auch im öffentlichen Gesundheitswesen tätig werden, oder sich im Rahmen von Weiterbildungen stärker spezialisieren, etwa in Suchtmedizin oder forensischer Psychiatrie.
Medizinstudium
- Dauer und Aufbau
Das Medizinstudium dauert in Deutschland in der Regel sechs Jahre und ist in Vorklinik, Klinik und ein praktisches Jahr unterteilt. Es endet mit dem dritten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung (Staatsexamen). - Inhalte mit besonderer Relevanz für Psychiater
Neben Anatomie, Biochemie und Physiologie sind vor allem Psychologie, Psychiatrie, Pharmakologie und Neurologie bereits im Studium wichtige Fächer. - Erste klinische Erfahrung
Während des praktischen Jahres absolvieren Medizinstudierende drei Tertiale – eines davon kann in der Psychiatrie abgeleistet werden, was den späteren Berufseinstieg erleichtert.
Facharztweiterbildung
- Dauer: 60 Monate (5 Jahre)
Die Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie erfolgt an einer von der Landesärztekammer anerkannten Weiterbildungsstätte – in der Regel in psychiatrischen Kliniken oder spezialisierten Praxen. - Struktur der Weiterbildung
Die Weiterbildung gliedert sich in verschiedene Rotationen, z. B. Akutpsychiatrie, Gerontopsychiatrie, Suchtmedizin, Psychosomatik oder Sozialpsychiatrie. Mindestens ein Jahr muss in der neurologischen Versorgung erfolgen. - Psychotherapeutische Qualifikation
Bestandteil der Weiterbildung ist auch der Erwerb fundierter Kenntnisse in Psychotherapie. Dazu zählen Theoriekurse, Selbsterfahrung, Fallseminare und Supervision – in der Regel in verhaltenstherapeutischer oder tiefenpsychologischer Richtung. - Notfalldienst und praktische Kompetenzen
Die Arbeit als Assistenzarzt umfasst auch Bereitschaftsdienste, psychiatrische Notfallversorgung und das Management von Krisensituationen – etwa bei Suizidalität oder akuter Fremdgefährdung.
Was ist das durchschnittliche Gehalt als Psychiater?
brutto pro Jahr
Das Durchschnittsgehalt als Psychiater beträgt 101.836 €. Die Gehaltsspanne in diesem Berufsfeld reicht von 85.269 € bis 114.231 € .
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Facharztprüfung
- Voraussetzung
Nach Abschluss aller vorgeschriebenen Weiterbildungsabschnitte und dokumentierter Fallzahlen kann die Anmeldung zur Facharztprüfung erfolgen. - Prüfungsform
Die Prüfung erfolgt mündlich vor einem Ausschuss der Landesärztekammer und dauert etwa 30 bis 60 Minuten. Sie umfasst Fachwissen, Fallbeispiele und ggf. rechtliche Fragestellungen (z. B. Unterbringungsgesetz, Betreuungsrecht).
Was macht ein Psychiater?
Psychiater sind Fachärzte, die sich mit der Diagnostik, Therapie und Prävention psychischer Erkrankungen befassen. Dabei berücksichtigen sie biologische, psychologische und soziale Faktoren gleichermaßen. Ihre Tätigkeit umfasst ein breites Spektrum von der Beurteilung akuter psychischer Krisen bis hin zur langfristigen Behandlung chronischer Erkrankungen, jeweils unter Anwendung medizinischer, psychotherapeutischer und pharmakologischer Verfahren.
Krankheitsbilder
Psychiater behandeln ein vielfältiges Spektrum psychischer Erkrankungen, die unterschiedliche Schweregrade und Verlaufsformen aufweisen können:
- Affektive Störungen
Dazu zählen Depressionen, bipolare Störungen (manisch-depressiv) und dysthyme Störungen. Sie gehören zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen und erfordern eine sorgfältige Diagnostik und individuell angepasste Therapie. - Psychotische Störungen
Schizophrenie, wahnhafte Störungen und andere Erkrankungen mit Realitätsverlust sind zentrale Krankheitsbilder der Psychiatrie. Hier ist die Früherkennung und kontinuierliche medikamentöse sowie psychotherapeutische Betreuung essenziell. - Angststörungen und Zwangserkrankungen
Hierzu zählen Panikstörungen, generalisierte Angststörungen, soziale Phobien sowie Zwangsgedanken und -handlungen. Psychiater arbeiten häufig mit kognitiven Verhaltenstherapien und ggf. medikamentöser Unterstützung. - Suchterkrankungen
Psychiater mit suchtmedizinischer Zusatzqualifikation behandeln Substanzabhängigkeiten (z. B. Alkohol, Opioide) ebenso wie nichtstoffgebundene Abhängigkeiten (z. B. Spielsucht). - Demenzielle Syndrome und organisch bedingte Störungen
In der Gerontopsychiatrie stehen Alzheimer und andere neurodegenerative Erkrankungen im Vordergrund – oft mit komplexen therapeutischen und ethischen Fragestellungen.
Diagnostische Methoden
Zur Abklärung psychischer Störungen nutzen Psychiater ein umfassendes diagnostisches Repertoire:
- Anamnese und psychopathologischer Befund
Das ärztliche Gespräch bildet die Grundlage jeder Diagnostik. Dabei werden aktuelle Symptome, Krankheitsverlauf, biografische Hintergründe und psychosoziale Faktoren erfasst. - Strukturierte Interviews und psychometrische Tests
Validierte Verfahren wie SKID, MMPI oder Beck-Depressions-Inventar helfen bei der standardisierten Erfassung von Symptomen und Krankheitsmustern. - Körperliche und neurologische Untersuchung
Organische Ursachen psychischer Symptome (z. B. Hirntumore, Vitaminmangel, hormonelle Störungen) werden durch körperliche Untersuchungen und Laboruntersuchungen ausgeschlossen. - Bildgebende Verfahren und EEG
Bei bestimmten Fragestellungen kommen CT, MRT oder Elektroenzephalografie zum Einsatz – etwa zur Abklärung neurobiologischer Veränderungen oder in der Epilepsiediagnostik.
Psychotherapeutische Ansätze
Psychiater sind im Unterschied zu vielen anderen Ärzten auch in psychotherapeutischen Verfahren geschult und wenden diese selbst oder in Kooperation an:
- Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
Besonders wirksam bei Depressionen, Angststörungen und Zwangserkrankungen. Ziel ist die Identifikation und Veränderung dysfunktionaler Denk- und Verhaltensmuster. - Tiefenpsychologisch fundierte und analytische Psychotherapie
Diese Verfahren arbeiten mit unbewussten Konflikten und Beziehungsmustern – insbesondere bei Persönlichkeitsstörungen, chronischen Traumatisierungen und komplexen Störungen. - Interpersonelle Therapie und supportive Gespräche
Häufig eingesetzt bei affektiven Störungen und psychosozialen Krisen, z. B. zur Stabilisierung oder zur Förderung von Coping-Strategien. - Gruppen- und Familientherapie
In vielen psychiatrischen Einrichtungen ergänzen gruppentherapeutische Settings die Einzeltherapie, besonders bei Sucht, Essstörungen oder psychosomatischen Erkrankungen.
Medikamentöse Therapie
Ein zentrales Arbeitsfeld von Psychiatern ist der gezielte Einsatz psychopharmakologischer Medikamente:
- Antidepressiva
SSRI, SNRI, trizyklische Antidepressiva oder MAO-Hemmer werden je nach Schweregrad und Symptomprofil eingesetzt. Psychiater wägen Wirksamkeit und Nebenwirkungen individuell ab. - Antipsychotika (Neuroleptika)
Bei psychotischen Symptomen, Schizophrenie oder manischen Episoden sind sie essenziell. Moderne Atypika gelten als nebenwirkungsärmer und werden häufig bevorzugt. - Anxiolytika und Sedativa
Kurzfristig eingesetzt bei starker Unruhe oder akuter Angst – häufig auf Benzodiazepinbasis, aber mit Suchtpotenzial, daher zurückhaltend verordnet. - Stimmungsstabilisierer
Substanzen wie Lithium, Valproinsäure oder Lamotrigin kommen besonders bei bipolaren Störungen zum Einsatz und erfordern engmaschige Kontrollen. - Substitutions- und Entzugsmedikation
In der Suchtmedizin werden Entzugserscheinungen medikamentös begleitet (z. B. Clonidin, Benzodiazepine) oder Substitutionspräparate wie Methadon eingesetzt.
Psychiater Gehalt – Wie viel verdient ein Psychiater?
Das Gehalt von Psychiatern variiert je nach Berufserfahrung, Arbeitsort, Tätigkeitsfeld und Tarifbindung. Wie bei vielen medizinischen Fachärzten entwickelt sich das Einkommen mit zunehmender Verantwortung und Qualifikation. Auch Spezialisierungen oder Tätigkeiten im privaten Sektor können das Gehalt deutlich beeinflussen.
Psychiater Lebenslauf

Gehalt in der Weiterbildung
- Assistenzarzt (Facharztausbildung Psychiatrie und Psychotherapie)
In der fachärztlichen Weiterbildung sind Psychiater tariflich in das TV-Ärzte-System eingebunden, z. B. TV-Ärzte/VKA (kommunale Krankenhäuser) oder TV-Ärzte/Unikliniken.- Einstiegsgehalt: ca. 4.800 – 5.000 € brutto/Monat
- Mit steigender Berufserfahrung: bis ca. 6.200 € brutto/Monat im letzten Weiterbildungsjahr
- Zuschläge für Nacht- und Wochenenddienste erhöhen das Einkommen teils erheblich
Gehalt als Facharzt für Psychiatrie
- In einer Klinik (Tarifbindung)
Fachärzte im stationären Bereich verdienen je nach Tarifgruppe und Erfahrung zwischen:
Wo gibt es aktuell die meisten Psychiater Jobs?
- 6.800 – 8.000 € brutto/Monat (TV-Ärzte/VKA)
- Leitende Oberärzte können auf bis zu 9.500 € brutto/Monat oder mehr kommen
- Ärztliche Direktoren oder Chefärzte erhalten in der Regel außertarifliche, verhandelte Verträge
- Als angestellter Facharzt in einer Praxis liegt das Gehalt meist zwischen 6.000 und 8.000 € brutto/Monat, je nach Größe, Spezialisierung und Region
- Selbstständig tätige Psychiater mit Kassenzulassung können – abhängig von Patientenzahl, Behandlungsspektrum und Standort – ein Jahresbrutto von 120.000 bis 200.000 € oder mehr erzielen
- Private Praxen, psychiatrisch-psychotherapeutische Zentren oder Gutachtertätigkeiten bieten zusätzliches Einkommenspotenzial




