Initiativbewerbung

Initiativbewerbung

Jan-Philipp Schreiber
Jan-Philipp Schreiber
Lesedauer: 9 Min.
Aktualisiert am: 03.07.2025

Was ist eine Initiativbewerbung?

Eine Initiativbewerbung ist eine Form der Bewerbung, bei der du dich ohne konkrete Stellenausschreibung bei einem Unternehmen vorstellst. Im Gegensatz zu einer klassischen Bewerbung, bei der du auf ein veröffentlichtes Jobangebot reagierst, schickst du bei einer Initiativbewerbung deine Bewerbungsunterlagen proaktiv an ein Unternehmen, um dein Interesse an einer Zusammenarbeit zu signalisieren.

Initiativbewerbung – Wann lohnt es sich?

Oftmals werden Stellen gar nicht erst öffentlich ausgeschrieben oder intern vergeben, bevor sie offiziell bekannt werden. Wer sich frühzeitig und proaktiv bei einem Unternehmen ins Gespräch bringt, kann sich unter Umständen attraktive Chancen sichern. Das gilt insbesondere dann, wenn du ein bestimmtes Unternehmen im Blick hast, in dem du unbedingt arbeiten möchtest, oder wenn deine Qualifikationen so speziell sind, dass sie nicht in jeder Standard-Stellenbeschreibung erfasst werden.

Ein weiterer Faktor sind die Unternehmensstruktur und -kultur: In dynamischen, stark wachsenden Unternehmen mit flachen Hierarchien ergibt sich häufig kurzfristig Bedarf an neuem Personal. Auch Branchen, die sehr stark von Innovationen leben (z. B. IT oder Start-ups), sind oft empfänglich für Bewerbende, die von sich aus Interesse signalisieren und neue Ideen mitbringen.

Gerade wenn du für dein Zielunternehmen brennst und gute Argumente parat hast, warum du in genau diesem Umfeld arbeiten willst, kannst du durch eine Initiativbewerbung punkten. Wichtig ist allerdings, dass du dir realistische Chancen ausrechnest und dir darüber im Klaren bist, dass Unternehmen nicht immer unmittelbar Kapazitäten haben, neue Leute einzustellen.

Vor- und Nachteile einer Initiativbewerbung

Eine Initiativbewerbung lohnt sich also besonders für jene, die bereit sind, diese zusätzliche Zeit und Mühe zu investieren und wirklich an ihrem Wunscharbeitgeber interessiert sind. Wer jedoch möglichst schnell eine neue Stelle sucht und sich lieber an konkreten Anforderungen orientiert, sollte sich gut überlegen, ob dieser Weg der richtige ist.

VorteileNachteile
Proaktive Selbstpräsentation: Du zeigst Eigeninitiative und Motivation, was oft positiv bewertet wird.Kein konkreter Bedarf: Das Unternehmen benötigt möglicherweise aktuell niemanden mit deinem Profil.
Sichtbarkeit im „Hidden Job Market“: Du eröffnest dir Chancen auf Stellen, die gar nicht öffentlich sind.Höherer Rechercheaufwand: Du musst das Unternehmen intensiv analysieren und passgenaue Argumente liefern.
Wettbewerbsvorteil: Wenn du der Erste bist, der sich bewirbt, musst du dich nicht gegen viele andere durchsetzen.Keine klare Orientierung: Ohne Stellenausschreibung fehlen dir konkrete Anhaltspunkte, worauf du dich beziehst.
Zeichen von Begeisterung: Du machst deutlich, warum du ausgerechnet in diesem Unternehmen arbeiten willst.Unsichere Erfolgsaussichten: Es kann dauern, bis du eine Antwort bekommst – oder es kommt gar keine Rückmeldung.
Herausstellung deiner Stärken: Du kannst dein individuelles Profil besser in den Vordergrund rücken.Möglicher Zeitverlust: Bei zahlreichen unbeantworteten Bewerbungen investierst du viel Zeit in den Prozess.

Initiativbewerbung Vorbereitung

Eine gründliche Vorbereitung ist bei einer Initiativbewerbung das A und O. Da du dich hier ohne konkrete Stellenausschreibung bewirbst, musst du besonders überzeugend darlegen, warum das Unternehmen gerade dich einstellen sollte – und in welchem Bereich. Das gelingt dir am besten, wenn du dich intensiv mit dem Unternehmen und deinen eigenen Stärken auseinandersetzt. Im Folgenden erfährst du, worauf es bei der Vorbereitung ankommt.

Unternehmensrecherche und Branchenwissen

Finde heraus, in welcher Branche das Unternehmen tätig ist, welche Produkte und Dienstleistungen es anbietet und welche Ziele und Werte dort besonders wichtig sind. Informiere dich außerdem über Neuigkeiten, Projekte, Kooperationen oder Herausforderungen des Unternehmens. So zeigst du, dass du dich wirklich für den Arbeitgeber interessierst. Du kannst dir auch anschauen, wer die wichtigsten Konkurrenten sind. Wenn du verstehst, wie sich das Unternehmen positioniert, kannst du deine Argumente präziser formulieren.

Rollen- und Zieldefinitionen

Du solltest deine Ziele klären, indem du dir überlegst, in welchem Bereich du arbeiten möchtest (z. B. Marketing, IT, Vertrieb) und welche Aufgaben dich reizen. Analysiere zudem deine eigenen Stärken und frage dich, welche Kompetenzen und Erfahrungen du mitbringst, die dem Unternehmen weiterhelfen könnten. Worin unterscheidest du dich von anderen Bewerbern? Suche gezielt nach Überschneidungen zwischen deiner Expertise und dem potenziellen Bedarf des Unternehmens. Wenn du eine Idee hast, wo du dich konkret einbringen kannst, wird deine Bewerbung greifbarer und überzeugender.

Netzwerk und Ansprechpartner

  • Kontakte aufbauen: Überlege, ob du bereits jemanden in dem Unternehmen oder in seinem Umfeld kennst, den du ansprechen könntest. Ein persönlicher Kontakt verschafft dir oft einen Vorteil.
  • Geeignete Kontaktperson finden: Versuche herauszufinden, wer im Unternehmen für deinen Fachbereich oder das Personalwesen verantwortlich ist. Eine Initiativbewerbung an die richtige Person zu richten, erhöht die Chancen auf Resonanz.
  • Vorab-Kontakt aufnehmen: Falls möglich, nimm telefonisch Kontakt auf oder stelle dich auf einer Messe oder Veranstaltung kurz vor. So kannst du schon erste Sympathiepunkte sammeln und im Anschreiben später auf das Gespräch verweisen.

Wie schreibt man eine gute Initiativbewerbung? Tipps

Eine gelungene Initiativbewerbung steht und fällt mit einer überzeugenden, individuellen Ansprache und einer klaren Darstellung deines persönlichen Mehrwerts. Indem du dich intensiv mit dem Unternehmen auseinandersetzt, einen konkreten Ansprechpartner recherchierst und deine Bewerbungsunterlagen sowohl inhaltlich als auch optisch ansprechend aufbereitest, hebst du dich positiv von Standardbewerbungen ab. So steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man dir eine Chance gibt – auch wenn aktuell keine passende Stelle ausgeschrieben ist.

Tipp 1: Wähle den richtigen Zeitpunkt

Beachte branchentypische Zyklen.

In manchen Branchen gibt es bestimmte Phasen, in denen weniger Personal gesucht wird (z. B. im Sommerloch oder zum Jahresende). Informiere dich, wann typischerweise neue Stellen entstehen oder Projekte starten. Du solltest auch große Ankündigungen des Unternehmens beobachten. Plant das Unternehmen eine Expansion oder gibt es neue Partnerschaften? Nutze solche News, um deine Bewerbung gezielt zu platzieren und zu signalisieren, dass du die Entwicklungen verfolgst.

Achte auch darauf, stressige Perioden zu vermeiden. Du solltest zeitlich besonders ausgelastete Phasen versuchen zu umgehen (z. B. Jahresabschluss, große Messen). Dann ist die Chance höher, dass deine Bewerbung mehr Aufmerksamkeit bekommt.

Tipp 2: Betone die eigene Motivation

  • „Warum dieses Unternehmen?“: Eine Initiativbewerbung wirkt überzeugend, wenn du klar darlegen kannst, aus welchem Grund genau dieses Unternehmen für dich interessant ist – und nicht irgendein anderes.
  • Persönliche Verbindung aufzeigen: Erzähle ruhig, was dich an den Produkten, Projekten oder Werten des Unternehmens reizt. Vielleicht hast du sogar Ideen, wie man etwas verbessern oder weiterentwickeln kann.
  • Selbstbewusstsein, aber kein Übermut: Stelle deine Stärken und Erfahrungen selbstbewusst dar, ohne dabei arrogant zu wirken. Zeige, dass du lernbereit bist und dich aktiv einbringen möchtest.

Tipp 3: Kommuniziere einen klaren Mehrwert

Versuche eine Spezialisierung hervorzuheben. Eine Initiativbewerbung gewinnt an Kraft, wenn du Kompetenzen hast, die für das Unternehmen relevant sind, aber (noch) nicht offiziell gesucht werden. Einen klaren Mehrwert kommunizierst du auch indem du konkrete Beispiele nennst, wie du in früheren Projekten, Jobs oder Praktika Erfolge erzielen konntest. Unternehmen verstehen so besser, welchen Nutzen du mitbringst. Zeige mit deiner Initiativbewerbung auch auf, wie deine Stärken zu den Zielen des Unternehmens passen könnten. So suggerierst du, dass du langfristig einen Wertbeitrag leisten kannst.

Tipp 4: Dranbleiben und Nachfragen

Nach etwa ein bis zwei Wochen kannst du freundlich nachfragen, ob deine Bewerbung angekommen ist und ob weiterer Gesprächsbedarf besteht. Scheue dabei nicht Mehrfachkontakt. Manchmal wird deine Bewerbung einfach gerade „geparkt“. Mit Höflichkeit und Geduld bleibst du im Gedächtnis, ohne aufdringlich zu wirken. Und auch wenn das Unternehmen derzeit niemanden einstellt, kann sich die Situation ändern. Mit einer respektvollen Kontaktpflege kannst du irgendwann genau zum richtigen Zeitpunkt auftauchen.

Initiativbewerbung Aufbau

Eine Initiativbewerbung steht und fällt mit der Struktur deiner Unterlagen und der Klarheit deiner Botschaft. Im Anschreiben solltest du möglichst schnell auf den Punkt kommen und deinen Mehrwert für das Unternehmen verdeutlichen. Ein übersichtlicher Lebenslauf legt den Grundstein dafür, dass Personalverantwortliche dich als potenziell interessante Fachkraft wahrnehmen. Mit relevanten Anlagen, Referenzen oder Arbeitsproben kannst du schließlich deine Eignung unterstreichen. Achte darauf, alles in ein professionell gestaltetes Layout zu packen und im PDF-Format zu versenden. So wirkt dein Auftritt nicht nur kompetent, sondern hinterlässt auch einen bleibenden, positiven Eindruck.

Betreff und Anschreiben

  • Stelle im Betreff klar, dass es sich um eine Initiativbewerbung handelt, z. B. „Initiativbewerbung als [Position/Bereich]“
  • Falls du bereits mit jemandem gesprochen hast, nenne hier ruhig den Namen oder den Anlass des Gesprächs.

Das Anschreiben ist das Herzstück deiner Initiativbewerbung und der erste Eindruck, den das Unternehmen von dir bekommt. Hier solltest du präzise aber zugleich motiviert und professionell auftreten. Gleich zu Beginn ist es wichtig, einen individuellen Einstieg zu finden, der zeigt, dass du dich intensiv mit dem Unternehmen auseinandergesetzt hast.

Erläutere, warum genau dieses Unternehmen für dich spannend ist und verknüpfe diesen Grund am besten direkt mit deiner Qualifikation oder bisherigen Erfahrungen. Anschließend ist es ratsam, in kurzen, prägnanten Sätzen darzulegen, wie du das Unternehmen unterstützen kannst – sprich: Welchen konkreten Nutzen können sie von dir erwarten?

Auch wenn es sich um eine Initiativbewerbung handelt und kein konkretes Anforderungsprofil vorliegt, solltest du genau darauf eingehen, welche Kernkompetenzen du in welchem Bereich einbtingen willst. Schließe dein Anschreiben mit einem kurzen Ausblick: Frage höflich nach einem Gespräch oder weiteren Informationen und bedanke dich für die Zeit, die man sich für deine Unterlagen nimmt.

Lebenslauf

Ein übersichtlicher und gut strukturierter Lebenslauf ist auch bei der Initiativbewerbung sehr wichtig, damit Personalverantwortliche schnell erkennen, ob dein Profil zum Unternehmen passt. Da du dich ohne konkrete Stelle bewirbst, ist es besonders wichtig, dass du die relevanten Qualifikationen und Erfahrungen hervorhebst. Schreibe deinen Lebenslauf antichronologisch, beginnend mit deiner aktuellsten Stelle oder Station. So sehen die Lesenden sofort, wo du gerade stehst. Nenne deinen beruflichen Werdegang, relevante Aus- und Weiterbildungen sowie deine Kompetenzen und Fähigkeiten. Für Personaler ist es oft hilfreich, wenn sie auf den ersten Blick erkennen können, wo deine Schwerpunkte und Interessen liegen.

Zeugnisse, Referenzen und Anlagen

  • Arbeitszeugnisse und Zertifikate: Wähle gezielt diejenigen Dokumente aus, die deine wichtigsten Stationen und Kompetenzen belegen. Überlade deine Bewerbung nicht mit zu vielen Anlagen.
  • Referenzen oder Empfehlungsschreiben: Wenn du eine besondere Expertise in einem Bereich hast, kann eine Referenz von einem ehemaligen Arbeitgeber oder Projektpartner sehr hilfreich sein.
  • Arbeitsproben: In kreativen oder technischen Berufen (z. B. Design, IT, Journalismus) lohnt es sich, ausgewählte Arbeitsproben beizufügen oder zu verlinken. Sie geben dem Unternehmen einen direkten Einblick in deine Fähigkeiten.
Jan-Philipp ist ein versierter Wirtschaftswissenschaftler und Experte für Gehalts- und Arbeitsmarkt-Themen. Mit seinem fundierten Fachwissen unterstützt er Fachkräfte dabei, ihre beruflichen Ambitionen zu verwirklichen. Jan-Philipp verfügt über ein breites Spektrum an Fachkenntnissen, insbesondere im Bereich von Gehaltsstrukturen, des Projektmanagements und Themen rund um Karriere & Bewerbung. Seine Beiträge im Karriere-Ratgeber zeichnen sich durch praxisnahe Tipps, aktuelle Branchentrends und sein Engagement für die berufliche Weiterentwicklung aus.
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