Aufhebungsvertrag

Jan-Philipp Schreiber
Jan-Philipp Schreiber
Lesedauer: 7 Min.
Aktualisiert am: 10.10.2025

Ein Aufhebungsvertrag ist eine schriftliche Vereinbarung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber, mit der beide Seiten das Arbeitsverhältnis einvernehmlich beenden. Im Gegensatz zur Kündigung geht die Beendigung also von beiden Parteien gemeinsam aus. Er legt unter anderem das Beendigungsdatum sowie mögliche Abfindungen oder weitere Regelungen fest.

Rechtliche Grundlagen

Ein Aufhebungsvertrag beendet ein Arbeitsverhältnis nur dann wirksam, wenn er schriftlich abgeschlossen und von beiden Parteien eigenhändig unterschrieben wird (§ 623 BGB). Mündliche Absprachen oder E-Mails reichen nicht aus. Anders als bei einer Kündigung gelten keine gesetzlichen Kündigungsfristen oder besonderen Kündigungsschutzregelungen, da die Beendigung auf freiwilliger Vereinbarung beruht. Arbeitnehmer sollten aber prüfen, ob durch den Vertrag Nachteile wie Sperrzeiten beim Arbeitslosengeld entstehen können. Arbeitgeber wiederum müssen sicherstellen, dass der Vertrag fair gestaltet ist, da er ansonsten anfechtbar sein kann, etwa bei Täuschung oder widerrechtlicher Drohung.

Inhalte eines Aufhebungsvertrags

Ein Aufhebungsvertrag sollte alle wichtigen Punkte regeln, um Rechtsklarheit für beide Seiten zu schaffen. Die folgenden Bestandteile sind besonders relevant:

Beendigungsdatum

Das zentrale Element ist das genaue Datum, an dem das Arbeitsverhältnis endet. Dabei kann ein sofortiges Ende oder ein Termin in der Zukunft vereinbart werden. Kündigungsfristen müssen nicht eingehalten werden, sollten aber aus Gründen der Fairness und Planung berücksichtigt werden.

Abfindung

Eine Abfindung ist nicht gesetzlich vorgeschrieben, wird aber häufig als Ausgleich gezahlt, um die Zustimmung des Arbeitnehmers zu erleichtern. Die Höhe orientiert sich oft an der Dauer der Betriebszugehörigkeit, der Position und der Verhandlungsbereitschaft beider Parteien. Steuerliche Auswirkungen sollten bei der Vereinbarung beachtet werden.

Resturlaub und Überstunden

Offene Urlaubsansprüche und Überstunden müssen im Vertrag klar geregelt sein. Möglich ist entweder die Abgeltung durch Auszahlung oder die Gewährung einer bezahlten Freistellung bis zum Ende des Arbeitsverhältnisses.

Freistellung

Oft wird der Arbeitnehmer nach Abschluss des Aufhebungsvertrags freigestellt, erhält aber bis zum vereinbarten Beendigungsdatum weiterhin Gehalt. Dabei ist festzulegen, ob es sich um eine widerrufliche oder unwiderrufliche Freistellung handelt. 

Arbeitszeugnis

Der Anspruch auf ein qualifizierendes Arbeitszeugnis sollte ausdrücklich im Vertrag erwähnt werden. Idealerweise wird die gewünschte Note (“wohlwollend”) festgehalten, um spätere Streitigkeiten zu vermeiden.

Rückgabe von Firmeneigentum

Firmenwagen, Laptop, Schlüssel oder andere Arbeitsmittel müssen zurückgegeben werden. Der Vertrag sollte klare Fristen und Bedingungen dafür festlegen.

Wettbewerbsverbot und Verschwiegenheit

Wenn ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot vereinbart wird, ist eine Karenzentschädigung zwingend notwendig (§ 74 HGB). Zusätzlich können Verschwiegenheitsklauseln aufgenommen werden, um Unternehmensinteressen zu schützen.

Sozialversicherungsrechtliche Hinweise

Arbeitgeber sollten darauf hinweisen, dass der Aufhebungsvertrag eine Sperrzeit beim Arbeitslosengeld auslösen kann. Damit ist der Arbeitnehmer umfassend informiert und das Risiko einer späteren Anfechtung wird reduziert.

Vor- und Nachteile eines Aufhebungsvertrags

Aspekt beim AufhebungsvertragArbeitgeberArbeitnehmer
FlexibilitätKann das Arbeitsverhältnis unabhängig von Kündigungsfristen und Kündigungsschutz beendenKann selbst mitbestimmen, wann und wie das Arbeitsverhältnis endet
RechtssicherheitVermeidet Kündigungsschutzklagen und langwierige GerichtsverfahrenHat klare vertragliche Regelungen, die später schwer anfechtbar sind
KostenMuss ggf. eine Abfindung zahlen, spart aber ProzesskostenKann eine Abfindung aushandeln, hat aber keinen gesetzlichen Anspruch
PlanungSchnelle Einigung erleichtert Personalplanung und NachbesetzungGewinnt Zeit durch Freistellung oder verlängerten Ausstieg
RisikenGefahr der Anfechtbarkeit bei unfaire Gestaltung oder DruckMögliche Sperrzeit beim Arbeitslosengeld, Risiko finanzieller Einbußen
MitarbeiterbindungKann im Guten auseinandergehen und Imageschäden vermeidenKann durch ein gutes Zeugnis den weiteren Karriereweg unterstützen

Ein Aufhebungsvertrag kann sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer Vorteile, aber auch Risiken mit sich bringen. Für Arbeitgeber überwiegt häufig der Nutzen, da eine schnelle und rechtssichere Beendigung des Arbeitsverhältnisses möglich ist. Arbeitnehmer profitieren in erster Linie vom Verhandlungsspielraum, müssen jedoch die möglichen Nachteile, insbesondere im Hinblick auf das Arbeitslosengeld, genau prüfen.

Abfindung im Aufhebungsvertrag

Eine Abfindung ist eine einmalige Geldzahlung des Arbeitgebers an den Arbeitnehmer, die im Aufhebungsvertrag vereinbart werden kann. Ein gesetzlicher Anspruch besteht in der Regel nicht, es sei denn, er ergibt sich aus einem Sozialplan oder Tarifvertrag. Die Abfindung dient meist als Ausgleich dafür, dass der Arbeitnehmer freiwillig auf seinen Kündigungsschutz verzichtet und das Arbeitsverhältnis beendet.

Höhe der Abfindung

Die Höhe wird frei verhandelt und hängt oft von Faktoren wie Dauer der Betriebszugehörigkeit, Alter, Position im Unternehmen und Verhandlungssituation ab. Eine gängige Orientierung ist die Faustformel: ein halbes Bruttomonatsgehalt pro Beschäftigungsjahr. Arbeitgeber können hiervon abweichen, wenn besondere Gründe vorliegen, etwa bei Führungskräften oder Konfliktsituationen.

Steuerliche Behandlung

Abfindungen sind steuerpflichtig, jedoch sozialversicherungsfrei. Durch die sogenannte „Fünftelregelung“ kann die Steuerlast gemindert werden, wenn die Abfindung in einem Kalenderjahr als einmalige Zahlung erfolgt. Eine sorgfältige steuerliche Planung ist daher empfehlenswert.

Vorteile für Arbeitgeber

Eine Abfindung erleichtert oft die Einigung, beschleunigt die Vertragsunterzeichnung und verringert das Risiko späterer rechtlicher Auseinandersetzungen. Arbeitgeber sollten die Zahlung jedoch strategisch kalkulieren, um wirtschaftlich tragfähige Lösungen zu finden.

Formale Anforderungen und Gestaltung

Ein Aufhebungsvertrag ist nur wirksam, wenn er die gesetzlichen Formvorschriften erfüllt. Nach § 623 BGB muss er schriftlich abgeschlossen und eigenhändig von beiden Parteien unterschrieben werden. Eine mündliche Vereinbarung, ein Fax oder eine E-Mail reichen nicht aus. Ohne Unterschriften ist der Vertrag nichtig.

Schriftform und Unterschrift

Der Vertrag muss im Original vorliegen, mit Datum versehen und von Arbeitgeber wie Arbeitnehmer unterzeichnet sein. Kopien oder digitale Signaturen genügen nicht. Auch Vertreter des Unternehmens müssen unterschriftsberechtigt sein, damit der Vertrag rechtswirksam ist.

Klare Regelungen

Um spätere Streitigkeiten zu vermeiden, sollten die Inhalte eindeutig formuliert werden. Dazu gehören insbesondere das Beendigungsdatum, die Abwicklung von Resturlaub und Überstunden, die Regelung zu einer möglichen Abfindung sowie der Anspruch auf ein Arbeitszeugnis.

Verständliche Gestaltung

Der Vertrag sollte in klarer, für den Arbeitnehmer nachvollziehbarer Sprache verfasst sein. Unklare Formulierungen oder versteckte Klauseln können zur Anfechtung führen. Arbeitgeber sind gut beraten, Transparenz zu schaffen, um die Wirksamkeit nicht zu gefährden.

Typische Zusatzklauseln

Häufig enthalten Aufhebungsverträge weitere Regelungen wie Verschwiegenheitspflichten, Wettbewerbsverbote, die Rückgabe von Firmeneigentum oder eine Freistellung bis zum Austrittsdatum. Solche Klauseln sollten individuell auf den Einzelfall zugeschnitten sein.

Wann ein Aufhebungsvertrag sinnvoll ist

Ein Aufhebungsvertrag ist immer dann sinnvoll, wenn beide Seiten ein Arbeitsverhältnis schnell, einvernehmlich und ohne rechtliche Unsicherheiten beenden möchten. Besonders für Arbeitgeber bietet er eine flexible Möglichkeit, personelle Veränderungen umzusetzen, ohne das Risiko einer Kündigungsschutzklage einzugehen.

Typische Situationen

Ein Aufhebungsvertrag eignet sich vor allem in folgenden Fällen:

  • Konfliktfreie Trennung: Wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich über die Beendigung einig sind und ein geordnetes Ausscheiden gewünscht ist.
  • Vermeidung einer Kündigung: Wenn eine ordentliche Kündigung rechtlich unsicher wäre, etwa wegen des Kündigungsschutzgesetzes oder besonderer Schutzrechte (z.B. bei Schwerbehinderten, Schwangeren oder Betriebsräten).
  • Restrukturierungen und Personalabbau: Unternehmen können Aufhebungsverträge nutzen, um sozialverträgliche Lösungen mit freiwilligen Abgängen zu erreichen.
  • Individuelle Lösungen: Bei geplanten Karrierewechseln, Renteneintritt oder Wohnortwechsel des Mitarbeiters kann ein einvernehmliches Ende vorteilhaft sein.

Vorteile für Arbeitgeber

Arbeitgeber profitieren von der Schnelligkeit und Planbarkeit. Das Arbeitsverhältnis endet zu einem festgelegten Zeitpunkt, ohne Fristen oder Klagerisiko. Zudem kann durch Verhandlung über eine Abfindung oder Freistellung ein positives Trennungsklima geschaffen werden, was das Unternehmensimage stärkt. 

Wann Vorsicht geboten ist

Ein Aufhebungsvertrag solle nicht vorschnell eingesetzt werden. Droht erkennbar Druck auf den Arbeitnehmer oder wird keine angemessene Gegenleistung geboten, kann der Vertrag später angefochten werden. Arbeitgeber sollten daher stets transparent handeln und den Arbeitnehmer über mögliche Folgen, etwa eine Sperrzeit beim Arbeitslosengeld, informieren.

Jan-Philipp Schreiber

Content Marketing Manager

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Jan-Philipp ist ein versierter Wirtschaftswissenschaftler und Experte für Gehalts- und Arbeitsmarkt-Themen. Jan-Philipp verfügt über ein breites Spektrum an Fachkenntnissen, insbesondere im Bereich von Gehaltsstrukturen, des Projektmanagements und Themen rund um Recruiting & Stellenanzeigen. Seine Beiträge im HR-Magazin zeichnen sich durch praxisnahe Tipps, aktuelle Branchentrends und sein Engagement für Themen aus dem Personalwesen aus.
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