Durchschnittliche Krankheitstage Deutschland

Durchschnittliche Krankheitstage Deutschland

Jan-Philipp Schreiber
Jan-Philipp Schreiber
Lesedauer: 5 Min.
Aktualisiert am: 27.11.2025

Für das Jahr 2025 meldete das Statistische Bundesamt im Schnitt 14,8 Arbeitstage pro Beschäftigten als krankheitsbedingte Fehltage. Daten der AOK zeigen hingegen, dass AOK-versicherte Erwerbstätige im Jahr 2024 durchschnittlich 23,9 Kalendertage wegen Krankheit fehlten. Die Techniker Krankenkasse meldete pro versicherter Erwerbsperson 19,1 Krankheitstage für das Jahr 2024.

Wie viele Krankheitstage nehmen sich die Deutschen?

Das Statistische Bundesamt meldet für 2024 einen Durchschnitt von 14,8 Krankheitstagen pro Arbeitnehmer, wobei nur Krankmeldungen mit mehr als drei Tagen Dauer einfließen. Diese Einschränkung führt zu einer niedrigeren Gesamtsumme, weil kurze Fehlzeiten nicht vollständig berücksichtigt werden.

Die AOK kommt mit 23,9 Fehltagen auf einen deutlich höheren Wert. Das liegt daran, dass alle Arbeitsunfähigkeitsfälle der AOK-versicherten Beschäftigten erfasst werden und lange Krankheitszeiten einen starken Effekt auf das Gesamtniveau haben. Besonders Langzeitfälle von mehr als sechs Wochen machen fast 40 Prozent aller Fehltage aus.

Die Techniker Krankenkasse (TK) weist für das Jahr 2024 einen durchschnittlichen Krankenstand von 19,1 Krankheitstagen je versicherter Erwerbsperson aus. Damit liegt der Wert im Mittelfeld zwischen den Ergebnissen von Destatis und der AOK. Zudem macht die TK deutlich, dass der Krankenstand mit 5,23 Prozent weiterhin auf einem hohen Niveau verharrt.

Eine zusätzliche Einordnung bietet eine Analyse des IGES-Instituts, die Deutschland im OECD-Vergleich im oberen Mittelfeld verortet. Dieser internationale Vergleich ist jedoch nur eingeschränkt aussagekräftig, da die Länder sehr unterschiedliche Meldeverfahren nutzen. Für Deutschland spielt das elektronische Meldeverfahren eine wichtige Rolle, da es eine besonders vollständige Erfassung von Fehltagen ermöglicht und die vergleichsweise hohen Werte damit plausibel erklärt.

Ursachen für den hohen Krankenstand in Deutschland

Die aktuellen Daten zeigen, dass der Krankenstand in Deutschland stark von bestimmten Krankheitsarten geprägt wird. Ein wesentlicher Treiber sind Langzeiterkrankungen, die überproportional viele Fehltage verursachen. Die AOK weist darauf hin, dass nur 3,3 Prozent aller Krankschreibungen länger als sechs Wochen dauern, diese jedoch 39,9 Prozent der gesamten Fehltage ausmachen. Besonders Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychische Leiden tragen laut den Auswertungen des WIdO überdurchschnittlich zu langen Ausfallzeiten bei.

Auch Atemwegserkrankungen beeinflussen den Krankenstand deutlich. Sie sind bei der AOK im Jahr 2024 der häufigste Grund für Krankschreibungen und stehen für 27,9 Prozent der Fälle, verursachen jedoch aufgrund ihrer vergleichsweise kurzen Dauer weniger Ausfalltage. Ähnlich zeigt die TK, dass Erkältungskrankheiten die Diagnosegruppe mit den meisten Krankmeldungen darstellen. Gleichzeitig gewinnen psychische Erkrankungen weiter an Bedeutung und führen zu längeren Ausfallzeiten, was den Krankenstand insgesamt erhöht.

Das Statistische Bundesamt nennt als strukturelle Ursache außerdem die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU), die seit 2022 zu einer vollständigeren Erfassung führt. Dadurch werden insbesondere kurze Erkrankungen häufiger gemeldet, was die Gesamtzahl der Krankheitstage steigen lässt.

Im internationalen Kontext zeigt das IGES-Institut, dass die Meldeverfahren der Länder eine große Rolle spielen. Deutschland registriert Fehltage besonders vollständig, was den hohen Wert im OECD-Vergleich erklärt. Andere Länder erfassen teilweise nur bezahlte oder nur bestimmte Arten von Fehlzeiten, wodurch der Vergleich schwierig ist. Gleichzeitig liegt Deutschland im EU-Labour-Force-Survey beim Verlust der wöchentlichen Arbeitszeit durch Krankheit im oberen Mittelfeld, was strukturelle Unterschiede in Arbeitsschutz, Gesundheitssystem und Arbeitsmarktbedingungen widerspiegelt.

Entwicklung der Krankheitstage in Deutschland

Über einen längeren Zeitraum betrachtet zeigt sich in Deutschland ein deutlicher Anstieg der Krankheitstage je Arbeitnehmer. Das Statistische Bundesamt beschreibt, dass die durchschnittliche Zahl der Krankheitstage von 12,7 Tagen im Jahr 1991 bis 2007 auf einen Tiefstand von 8,1 Tagen sank und seitdem wieder deutlich zugenommen hat. Für 2025 werden im Durchschnitt 14,8 Krankheitstage je Arbeitnehmer gemeldet, womit das Niveau klar über den Werten der 2000er Jahre liegt. 

Auch die Daten der Krankenkassen bestätigen diesen Trend eines hohen Krankenstandes mit zuletzt leichter Entspannung. Die AOK berichtet, dass AOK-versicherte Beschäftigte 2025 im Durchschnitt 23,9 Tage krankgeschrieben waren. Dieser Wert liegt auf dem Niveau von 2024 und nur knapp unter dem bisherigen Höchststand von 24,5 Tagen im Jahr 2022. Die Techniker Krankenkasse meldet für ihre Versicherten 19,1 Krankheitstage im Jahr 2024 und damit einen geringeren Rückgang gegenüber 19,4 Tagen im Vorjahr. Trotzdem bleibt der Krankenstand mit 5,23 % nach Einschätzung der TK auf einem hohen Niveau.

Für Unternehmen bedeutet dieser Verlauf, dass sich die Belastung durch krankheitsbedingte Ausfälle verschoben hat. Kurzfristige Infektwellen sorgen für spürbare Ausschläge in einzelnen Monaten, sind aber zeitlich begrenzt. Viel stärker ins Gewicht fallen wiederkehrende und lange Erkrankungen, etwa bei Rückenleiden oder psychischen Diagnosen. Sie binden Kapazitäten, erschweren die Personalplanung und erhöhen das Risiko zusätzlicher Ausfälle im Team, wenn Kollegen längere Zeit vertreten werden müssen. Die AOK betont deshalb, dass betriebliche Gesundheitsförderung gezielt auf Erkrankungen mit langen Ausfallzeiten ausgerichtet werden sollte. 

Auch die Kostenstruktur verändert sich. In den ersten sechs Wochen trägt der Arbeitgeber die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, anschließend übernimmt die Krankenkasse das Krankengeld. Gleichzeitig entstehen indirekte Kosten durch Produktionsausfälle, Qualitätsverluste oder Schulungsaufwand für Ersatzkräfte. Vor diesem Hintergrund empfehlen viele Krankenkassen, den Fokus stärker auf Prävention, ein systematisches betriebliches Gesundheitsmanagement und eine Unternehmenskultur zu legen, die psychische und körperliche Belastungen frühzeitig aufgreift.

Weitere Maßnahmen, um die Fehlzeiten in Unternehmen zu senken, finden sich in unserem Artikel „Krankheitsquote senken – 10 Maßnahmen für weniger Fehlzeiten“.

Jan-Philipp Schreiber

Content Marketing Manager, jobvector

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Jan-Philipp ist ein versierter Wirtschaftswissenschaftler und Experte für Gehalts- und Arbeitsmarkt-Themen. Jan-Philipp verfügt über ein breites Spektrum an Fachkenntnissen, insbesondere im Bereich von Gehaltsstrukturen, des Projektmanagements und Themen rund um Recruiting & Stellenanzeigen. Seine Beiträge im HR-Magazin zeichnen sich durch praxisnahe Tipps, aktuelle Branchentrends und sein Engagement für Themen aus dem Personalwesen aus.
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