Medizinische Geräte

Medizintechnik – Karrierechancen für Informatiker*, Ingenieure*, Naturwissenschaftler* & Mediziner*

Dr. Eva Birkmann, MBA
Dr. Eva Birkmann, MBA
Lesedauer: 6 Min.
Aktualisiert am: 21.03.2024

Jeder kennt sie, Produkte aus der Medizintechnik: Herzschrittmacher, künstliche Hüftgelenke, EKGs, Röntgengeräte beim Arzt* oder die Kernspintomografen im Krankenhaus. Doch woher kommen die Produkte? Die Medizintechnik ist ein essenzieller Bestandteil der deutschen Gesundheitsversorgung und gehört seit Jahren zu den wachstumsstärksten und forschungsintensiven Industriezweigen in Deutschland. Allein 2018 lag der Umsatz bei rund 31 Milliarden Euro (weltweit). In Deutschland liegt der Umsatz bei 10,49 Milliarden Euro. Auch weltweit ist die Medizintechnik ein Wachstumsmarkt und bietet damit internationale Karrierewege: Die Exportquote lag 2017 bei knapp 65 %, somit wurden mehr als zwei Drittel des deutschen Umsatzes durch den Außenhandel erwirtschaftet.

Stetiges Wachstum

Davon profitiert auch die Forschung: Die deutsche Medizintechnik-Industrie investiert etwa neun Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung und liefert infolgedessen kontinuierlich Wachstumsimpulse. Wie innovationsstark und dynamisch die Branche ist, zeigen die Patentanmeldungen im Jahr 2018: Insgesamt wurden in der Medizintechnik 13.795 Patente beim europäischen Patentamt EPA zugelassen. Deutschland liegt hinter den USA weltweit auf dem zweiten Platz und nimmt damit eine wichtige Spitzenposition ein. Der deutsche Markt liegt mit einem Welthandelsanteil von knapp 10 % hinter den USA, aber deutlich vor Japan und China auf dem zweiten Platz. Auch europaweit ist Deutschland führend und positioniert sich klar vor Frankreich, Großbritannien, Irland und Italien.

Viele Faktoren tragen dazu bei, dass diese Branche mittel- und auch langfristig zu den zukunftssicheren in Deutschland zählt. Beispielsweise bietet die Medizintechnik sichere und internationale Karrierewege für Naturwissenschaftler*, Mediziner* und Ingenieure*. Der medizinisch-technische Fortschritt ist lebensbestimmend: Vor 20 Jahren war es unvorstellbar, dass man 80-jährige Patienten* ohne Probleme operieren kann. Heute steigern künstliche Hüftgelenke und moderne Hörimplantate auch im hohen Alter die Lebensqualität. Der demografische Wandel ist einer der ausschlaggebenden Faktoren für die Wachstumsstärke der Medizintechnik: Eine immer älter werdende Gesellschaft bringt auch einen strukturellen Wandel in den Bedürfnissen und der Nachfrage nach Gesundheitsleistungen mit sich. Krankheiten wie z. B. Diabetes und Gefäßerkrankungen prägen die Krankheitsbilder unserer Gesellschaft. Hinzu kommen ein steigender Lebensstandard und die steigende Lebenserwartung. Viele Patienten* verlangen daher nicht nur eine medizinische Grundversorgung, sondern auch eine umfassendere Versorgung.  Dementsprechend sind sie auch bereit, für diese Leistungen zu zahlen.

Was ist das durchschnittliche Gehalt als Medizintechniker?

Durchschnittsgehalt
59.807 €

brutto pro Jahr

Salary

Das Durchschnittsgehalt als Medizintechniker variiert in Deutschland zwischen 48.000 € und 70.000 € brutto im Jahr.

Fundamentale Beiträge der Medizintechnik

Die Medizintechnik leistet dafür einen fundamentalen Beitrag. Alle medizintechnischen Produkte, Geräte und Verfahren unterliegen einer umfangreichen und anhaltenden Weiterentwicklung. Innovationsstärke, kurze Produkt- und Entwicklungszyklen kennzeichnen die Branche und sind ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor: Produkte, die jünger als drei Jahre sind, machen mehr als ein Drittel des Umsatzes deutscher Medizintechnikhersteller aus. Die Welt der medizintechnischen Geräte ist faszinierend. Sie trägt maßgeblich dazu bei, dass Diagnosen einfacher gestellt und neue Behandlungstherapien entwickelt werden. Minimalinvasive Operationstechniken und andere chirurgische Präzisionstechnologien, bei denen die Verletzungen des Gewebes und der Haut auf ein Minimum reduziert werden, haben sich in den letzten Jahren etabliert und dafür konventionelle Operationsverfahren abgelöst.

Kontinuierliche Weiterentwicklung in der Medizintechnik

Im Bereich der biomedizinischen Technik werden bildgebende Verfahren, Ultraschall und Röntgensysteme kontinuierlich weiterentwickelt. Med-Tech-Geräte, wie beispielsweise Herzschrittmacher, Insulinpumpen oder Cochlea-Implantate werden immer kleiner, leichter und effizienter. Computergesteuerte Prothesen und Hightech-Hüftgelenke versprechen Patienten jedes Alters wieder schmerzfreie Bewegungen. Künstliche Augenlinsen ermöglichen wieder scharfes Sehen. Die Entwicklung hochkomplexer technischer Geräte, wie z. B. von Chirurgierobotern und immer präziseren Lasersystemen spielen ebenso eine bedeutende Rolle.

 

Die Regenerative Medizin und das Tissue Engineering eröffnen neue Möglichkeiten bei der Herstellung lebender und funktionsfähiger Transplantate und Gewebe. Durch neue antibiotische Therapien und Hauttransplantationsverfahren blicken Verbrennungsopfer in eine schmerzfreie Zukunft. Patienten* auf der Warteliste für eine Organspende können ebenso hoffen. Auch das Interesse der Medizintechnik an biodegradierbaren und superabsorbierenden Polymeren für Wundauflagen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Drug-Delivery-Systeme – die Kombination von Medikamenten und deren Verabreichungsform für eine gezielte Wirkstofffreisetzung – machen medikamentöse Behandlungen effizienter und verringern Nebenwirkungen. So können durch innovative Verbandsmaterialien wie z. B. über das Wundpflaster biologisch wirksame Stoffe durch den Wundverband direkt an den Organismus geleitet werden.

Top-Unternehmen für Medizintechniker

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Die Medizintechnik findet aber auch Lösungen zu Problemen, an die man nicht unbedingt an erster Linie denkt. Die Implementierung und dauerhafte Weiterentwicklung von Verpackungsmaschinen für einen GMP-konformen Verpackungsprozess spielen ebenso eine wichtige Rolle wie ein effizienter Spritzgießprozess für Messlöffel. Ebenso sollen in Zukunft Kommunikationsschnittstellen zwischen elektronischen Patientenakten und diagnostischen Geräten oder Implantaten, wie z. B. Herzschrittmachern, ausgebaut werden, um eine schnellere Behandlung im Notfall zu gewährleisten.

All diese Beispiele zeigen, wie wichtig die interdisziplinäre Verknüpfung von Dienstleistungen und Produkten der Medizintechnik auf nationaler und internationaler Ebene ist. Am Anfang stehen immer die Fragen: Welche Beschwerden können gelindert werden? Welche Behandlungstherapien waren bisher erfolgreich? Können diese auch auf andere Therapien übertragen werden? Welche Materialien eignen sich am besten, um langfristig im menschlichen Körper verbleiben zu können, ohne Nebenwirkungen oder Abstoßungsreaktionen hervorzurufen?

Zusammenarbeit mit vielen unterschiedlichen Bereichen

Lösungen zu diesen Fragen werden gemeinsam von Medizinern*, Naturwissenschaftlern*, Ingenieuren* und Technikern* entwickelt. Spezielle Fragestellungen können nur von Informatikern* und Mathematikern* gelöst werden. Die Medizintechnik bietet dementsprechend als Jobmotor sichere Zukunftsperspektiven und zahlreiche Einstiegsmöglichkeiten für Chemiker*, Mediziner*, Physiker*, Biologen*, Informatiker* und Ingenieure*. Sie können z. B. in der naturwissenschaftlich-technischen Grundlagenforschung, der medizintechnischen Forschung, der Produktentwicklung oder der Softwareentwicklung tätig sein. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Neben der Forschung und Entwicklung bietet die Medizintechnik-Branche auch umfassende Einstiegs- und Aufstiegsmöglichkeiten für Ingenieure*, Mediziner* und Naturwissenschaftler* im Vertrieb, Marketing, Qualitätssicherung oder Business Development.

Aktuell sind über 200.000 Beschäftigte in der Kernbranche tätig, die weitgehend von kleineren und mittelständischen Unternehmen dominiert ist. Die Beschäftigtenzahl ist von 2008 bis 2017 um über 55 % gestiegen. Hinzu kommen Arbeitsplätze im Vertrieb, Einzelhandel und im Marketing. Experten* erwarten, dass bis 2030 mehr als acht Millionen Angestellte in der Gesundheitsbranche tätig sind. Anstehende Gesetzesänderungen versprechen schnellere Zulassungsverfahren und einen geringeren Verwaltungsaufwand in Deutschland. Aber auch die ausgezeichnete Infrastruktur, die hohe Dichte an Forschungszentren und der hohe Standard der klinischen Forschung stärken den Standort Deutschland.

Wo gibt es aktuell die meisten Medizintechniker Jobs?

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das hohe Versorgungsniveau der Patienten* sowie das hohe Ausbildungsniveau der Wissenschaftler* und Ingenieure*. Die Medizintechnik ist somit deutschland- aber auch weltweit konkurrenzfähig sowie zukunftssicher und bietet langfristig eine ausgezeichnete berufliche Perspektive. Auch die Verdienstmöglichkeiten und Karriereperspektiven sind attraktiv.

Zukunftsbranche Medizintechnik

  • Hervorragende Karriereperspektiven für Ingenieure*, Informatiker* und Naturwissenschaftler*
  • Gute Einstiegs- und Karrieremöglichkeiten in Forschung und Entwicklung, Produktion, Zulassung, Qualitätsmanagement, Vertrieb und Marketing
  • Internationale Karrierewege
  • Attraktive Gehaltsentwicklungen
  • Hoher Personalbedarf und viele Stellenangebote
Dr. Eva Birkmann, MBA

Dr. Eva Birkmann, MBA

Dr. Eva Birkmann ist promovierte Naturwissenschaftlerin und Wirtschaftswissenschaftlerin. Als Geschäftsführerin von jobvector ist sie als anerkannte Autorin von Ratgeber-Artikeln zum Thema MINT-Karriere und Fachbeiträgen für Recruiting und Personalwirtschaft tätig.
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