KARRIEREMESSE

Arbeitgeber im persönlichen Gespräch
Hebammen Berufsbild

Hebamme

Jan-Philipp Schreiber
Jan-Philipp Schreiber
Lesedauer: 8 Min.
Aktualisiert am: 22.01.2025

Eine Hebamme ist eine medizinische Fachkraft, die Frauen während der Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett begleitet. Sie unterstützt bei Vorsorgeuntersuchungen, gibt Geburtsvorbereitungskurse und leistet Hilfestellung bei der Geburt. Nach der Entbindung betreut sie Mutter und Kind, überwacht deren Gesundheit und gibt praktische Tipps zur Pflege des Neugeborenen. Hebammen arbeiten in Krankenhäusern, Geburtshäusern oder selbstständig als Freiberuflerinnen. Ihre Tätigkeit ist gesetzlich geregelt und erfordert seit einer gesetzlichen Neureglung im Jahr 2020 ein Studium.

Hebamme werden

Die Ausbildung zur Hebamme wurde im Jahr 2020 durch das Hebammenreformgesetz grundlegend reformiert und auf ein akademisches Niveau angehoben. Seitdem ist der Beruf nur noch über ein duales Studium zugänglich, das Theorie an einer Hochschule mit praktischen Anteilen in Kliniken und anderen medizinischen Einrichtungen verbindet. Diese Umstellung erfolgte, um den Anforderungen des Berufs gerecht zu werden, da Hebammen zunehmend komplexe medizinische und psychosoziale Aufgaben übernehmen. Die Grundlage für das Studium bildet das aktualisierte Hebammengesetz sowie die dazugehörige Prüfungsordnung, die den Ausbildungsweg und die zu erwerbenden Kompetenzen klar regeln.

Das duale Studium dauert in der Regel drei bis vier Jahre und schließt mit einem Bachelorabschluss ab. Es beinhaltet Module zu Anatomie, Geburtsmedizin, Psychologie und praktischer Geburtshilfe. Ergänzend dazu absolvieren die Studierenden über 2.000 Stunden Praxis, um das theoretische Wissen anzuwenden und zu vertiefen.

Zugangsvoraussetzungen zum Hebammenstudium

Um ein Hebammenstudium aufzunehmen, müssen Interessierte bestimmte Voraussetzungen erfüllen:

  • Die allgemeine Hochschulreife, Fachhochschulreife oder ein gleichwertiger Abschluss ist erforderlich.
  • Alternativ: Der Abschluss einer erfolgreich absolvierten Berufsausbildung in einem verwandten Pflegeberuf, wie: Gesundheits- und Krankenpfleger:in, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger, Pflegefachfrau oder Pflegefachmann, Krankenschwester oder Krankenpfleger für allgemeine Pflege aus dem EU-Ausland (sofern die Ausbildung den europarechtlichen Vorgaben entspricht).
  • Bewerber müssen eine ärztliche Bescheinigung vorlegen, die die gesundheitliche Eignung für den Beruf bestätigt.
  • Nachweis der für das Studium erforderlichen Kenntnisse der deutschen Sprache, insbesondere bei internationalen Bewerbungen.
  • Einige Hochschulen empfehlen ein Vorpraktikum im medizinischen oder pflegerischen Bereich, um Einblicke in den Beruf zu gewinnen.
  • Da die Arbeit als Hebamme körperlich und emotional anspruchsvoll ist, legen Hochschulen besonderen Wert auf soziale Kompetenzen wie Empathie, Kommunikationsfähigkeit und Belastbarkeit.
  • Die Bewerberin oder der Bewerber darf sich keines Verhaltens schuldig gemacht haben, das die Unwürdigkeit oder Unzuverlässigkeit zur Absolvierung des Studiums begründet (§ 10 Absatz 1 HebG).

Was macht eine Hebamme?

Hebammen begleiten Frauen und Familien während der Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett. Sie überwachen die Gesundheit von Mutter und Kind, unterstützen bei der Vorbereitung auf die Geburt, leisten medizinische Hilfe während der Entbindung und beraten zur Pflege und Versorgung des Neugeborenen. Dabei steht die individuelle Betreuung im Vordergrund, um die bestmögliche körperliche und emotionale Unterstützung zu gewährleisten.

Betreuung während der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft ist die Hebamme oft die erste Ansprechpartnerin für werdende Mütter. Sie führt Vorsorgeuntersuchungen durch, die der Überwachung der Gesundheit von Mutter und Kind dienen. Dabei kontrolliert sie regelmäßig Blutdruck, Gewicht, Urinwerte und den Herzschlag des Babys. Das Abtasten des Bauches und die Beurteilung der Lage des Kindes sind ebenfalls Teil ihrer Arbeit.

Was ist das durchschnittliche Gehalt als Hebamme?

Durchschnittsgehalt
55.800 €

brutto pro Jahr

Salary

Das Durchschnittsgehalt als Hebamme beträgt 55.800 €. Die Gehaltsspanne in diesem Berufsfeld reicht von 50.220 € bis 62.640 € .

Darüber hinaus berät die Hebamme zu wichtigen Themen wie Ernährung, Bewegung und dem Umgang mit typischen Beschwerden wie Übelkeit, Rückenschmerzen oder Müdigkeit. Sie hilft dabei, mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen, und überweist bei Bedarf an eine Ärztin oder einen Arzt. Zusätzlich bietet sie Geburtsvorbereitungskurse an, in denen Schwangere und ihre Partner lernen, was sie während der Geburt erwartet und wie sie sich optimal darauf vorbereiten können.

Unterstützung bei der Geburt

Während der Geburt betreut die Hebamme die Gebärende kontinuierlich, überwacht den Verlauf der Geburt und achtet darauf, dass Mutter und Kind medizinisch stabil bleiben. Dazu gehören regelmäßige Untersuchungen, wie das Überprüfen der Wehentätigkeit und des Herzschlags des Babys.

Die Hebamme unterstützt die Gebärende durch gezielte Anleitung, z. B. zur Atmung oder zur Wahl der Gebärposition, und hilft ihr, Schmerzen zu bewältigen. Sie arbeitet einfühlsam und versucht, die Bedürfnisse und Wünsche der Mutter so weit wie möglich zu berücksichtigen. Falls Komplikationen auftreten, zieht sie Ärzte hinzu, um die Sicherheit von Mutter und Kind zu gewährleisten. Bei natürlichen Geburten ohne ärztliche Eingriffe ist die Hebamme oft diejenige, die das Baby zur Welt bringt.

Betreuung im Wochenbett

Nach der Geburt übernimmt die Hebamme die Betreuung im Wochenbett, die in der Regel bis zu zwölf Wochen dauert. In dieser Zeit besucht sie die Familie zu Hause und kontrolliert die körperliche und emotionale Gesundheit der Mutter. Sie achtet auf die Rückbildung der Gebärmutter, den Heilungsprozess eventueller Geburtsverletzungen und unterstützt bei Schwierigkeiten mit dem Stillen.

Auch das Neugeborene wird regelmäßig untersucht. Die Hebamme prüft Gewichtszunahme, Hautfarbe und andere Gesundheitsmerkmale und gibt Tipps zur Pflege des Babys. Sie steht Eltern bei Unsicherheiten zur Seite, z. B. bei Fragen zu Schlafgewohnheiten, Koliken oder dem Umgang mit Mehrlingen.

Die Betreuung im Wochenbett ist eine besonders wichtige Phase, in der die Hebamme nicht nur medizinische, sondern auch psychologische Unterstützung bietet. Durch ihre Arbeit trägt sie wesentlich dazu bei, dass sich Familien in den ersten Wochen nach der Geburt sicher und gut aufgehoben fühlen.

Hebammen Gehalt – Was verdient man als Hebamme?

Das durchschnittliche Gehalt einer Hebamme in Deutschland liegt bei etwa 3.300 bis 4.400 € brutto im Monat. Die genaue Vergütung hängt von Faktoren wie dem Arbeitsort, der Berufserfahrung und der Anstellungsart ab. 

Hebammen, die in öffentlichen Krankenhäusern oder anderen Einrichtungen des öffentlichen Dienstes angestellt sind, fallen unter den TVöD-P. Ihre Eingruppierung erfolgt üblicherweise in die Entgeltgruppe 8, was für Berufseinsteiger in Entgelstufe einem monatlichen Bruttogehalt von etwa 3.490 € entspricht. Mit wachsender Berufserfahrung können Hebammen in höhere Erfahrungsstufen aufsteigen, wodurch das Gehalt auf bis zu 4.239 € brutto anwachsen kann.

EntgeltgruppeEntgeltstufeVergütungVoraussetzungen
TVöD-P E823490,40 €ohne Berufserfahrung
TVöD-P E833.647,59 €mind. 2 Jahre einschlägige Berufserfahrung
TVöD-P E843.849,10 €nach 3 Jahren in Stufe 3
TVöD-P E854.011,86 €nach 4 Jahren in Stufe 4
TVöD-P E864.239,52 €nach 5 Jahren in Stufe 5

Quelle: oeffentlicher-dienst.info

Für Hebammen mit zusätzlichen Leitungsaufgaben, wie etwa als Teamleitung in einem Krankenhaus, ist auch eine Eingruppierung in die Entgeltgruppe 9 möglich, die ein entsprechend höheres Gehalt vorsieht. Die Entgeltgruppe E9 im TVöD-Pflege besitzt eine Gehaltsspanne von 3.770,53 € bis 4.403,33 €.

EntgeltgruppeEntgeltstufeVergütungVoraussetzungen
TVöD-P E923.770,53 €ohne Berufserfahrung
TVöD-P E933.951,87 €mind. 2 Jahre einschlägige Berufserfahrung
TVöD-P E944.072,74 €nach 3 Jahren in Stufe 3
TVöD-P E954.305,27 €nach 4 Jahren in Stufe 4
TVöD-P E964.403,33 €nach 5 Jahren in Stufe 5

Quelle: oeffentlicher-dienst.info

Freiberufliche Hebammen haben eine andere Einkommensstruktur, da sie ihr Honorar direkt über die Gebührenordnung mit den Krankenkassen abrechnen. Der Verdienst variiert hier stark je nach Arbeitsaufwand, Klientenzahl und Region. Allerdings müssen freiberufliche Hebammen auch zusätzliche Kosten wie Haftpflichtversicherungen, Praxismiete und Material selbst tragen, was ihr Nettoverdienst erheblich reduzieren kann.

Wo arbeiten Hebammen?

Typische Arbeitsorte für Hebammen sind:

  • Krankenhäuser
  • Geburtshäuser
  • Freiberufliche Tätigkeit (Hausbesuche oder eigene Praxis)

Krankenhäuser

Die meisten Hebammen arbeiten in Krankenhäusern, insbesondere in Geburtskliniken. Dort sind sie Teil eines Teams aus Ärzten, Pflegepersonal und Anästhesisten und übernehmen die Betreuung von Schwangeren während der Geburt sowie die Nachsorge auf der Wochenbettstation.

In Krankenhäusern haben Hebammen den Vorteil, in einem medizinisch bestens ausgestatteten Umfeld zu arbeiten. Dies ermöglicht es, in Notfällen schnell auf ärztliche Unterstützung oder technische Hilfsmittel zurückzugreifen. Gleichzeitig sind die Arbeitszeiten oft schichtgebunden, was die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben herausfordernd machen kann.

Geburtshäuser

Geburtshäuser bieten eine Alternative zur klinischen Geburt und richten sich an Frauen, die sich eine natürliche und möglichst interventionsfreie Geburt wünschen. Hier arbeiten Hebammen in einem familiären Umfeld und begleiten die Gebärenden ganzheitlich.

Die Arbeit in Geburtshäusern ist häufig weniger durch technische Eingriffe geprägt, was mehr Raum für individuelle Betreuung lässt. Allerdings müssen Hebammen hier ein hohes Maß an Eigenverantwortung übernehmen, da sie meist ohne ärztliche Unterstützung arbeiten.

Freiberufliche Tätigkeit

Viele Hebammen entscheiden sich für eine freiberufliche Tätigkeit. In diesem Arbeitsmodell bieten sie Leistungen wie Schwangerschaftsvorsorge, Geburtsvorbereitung, Wochenbettbetreuung und Rückbildungskurse an. Sie besuchen ihre Klienten meist zu Hause oder betreiben eine eigene Praxis.

Die freiberufliche Tätigkeit bietet große Flexibilität und ermöglicht eine enge, persönliche Betreuung. Gleichzeitig bringt sie Herausforderungen wie die Organisation der eigenen Finanzen und die Verpflichtung zur Haftpflichtversicherung mit sich.

Berufsverband und Weiterbildungen für Hebammen

Der wichtigste Berufsverband für Hebammen in Deutschland ist der Deutsche Hebammenverband e. V. (DHV). Er vertritt die Interessen der Hebammen gegenüber Politik und Gesellschaft und bietet Mitgliedern Unterstützung in beruflichen Fragen, wie etwa zu rechtlichen Themen oder Versicherungen. Auch die Landesverbände des DHV stehen Hebammen regional zur Seite.

Weiterbildungen spielen eine entscheidende Rolle, um in diesem anspruchsvollen Beruf stets auf dem neuesten Stand zu bleiben. Hebammen können sich in Bereichen wie pränataler Diagnostik, Stillberatung, Akupunktur oder psychosozialer Betreuung spezialisieren. Zusätzlich bieten Hochschulen und andere Einrichtungen Masterstudiengänge in Hebammenwissenschaften oder Management an, die den Zugang zu Leitungspositionen oder Tätigkeiten in Forschung und Lehre eröffnen.

Jan-Philipp ist ein versierter Wirtschaftswissenschaftler und Experte für Gehalts- und Arbeitsmarkt-Themen. Mit seinem fundierten Fachwissen unterstützt er Fachkräfte dabei, ihre beruflichen Ambitionen zu verwirklichen. Jan-Philipp verfügt über ein breites Spektrum an Fachkenntnissen, insbesondere im Bereich von Gehaltsstrukturen, des Projektmanagements und Themen rund um Karriere & Bewerbung. Seine Beiträge im Karriere-Ratgeber zeichnen sich durch praxisnahe Tipps, aktuelle Branchentrends und sein Engagement für die berufliche Weiterentwicklung aus.
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