Staatsanwalt

Staatsanwalt

Jan-Philipp Schreiber
Jan-Philipp Schreiber
Lesedauer: 9 Min.
Aktualisiert am: 30.07.2025

Ein Staatsanwalt ist ein Jurist mit öffentlichem Amt, der im Auftrag des Staates strafrechtliche Ermittlungsverfahren leitet, Anklage erhebt und das Verfahren vor Gericht vertritt. Er sorgt dafür, dass Straftaten konsequent aufgeklärt und rechtlich eingeordnet werden.

Staatsanwälte handeln im Namen der Allgemeinheit und unterliegen dabei dem Legalitätsprinzip. Sie müssen bei einem Anfangsverdacht zwingend Ermittlungen einleiten. Im Gegensatz zum Richter sind sie nicht zur Neutralität verpflichtet, sondern vertreten die Position der Anklage. Zugleich sind sie jedoch auch zur Objektivität verpflichtet und müssen entlastende wie belastende Umstände gleichermaßen berücksichtigen.

Staatsanwälte arbeiten in Staatsanwaltschaften bei Amts- und Landgerichten und kooperieren eng mit Polizei, Ermittlungsbehörden, Sachverständigen und Gerichten. Ihr Ziel ist es, für eine rechtsstaatliche Strafverfolgung zu sorgen und die öffentliche Sicherheit zu schützen.

Was macht ein Staatsanwalt?

Ein Staatsanwalt leitet Strafverfahren, erhebt Anklage und vertritt die Interessen des Staates vor Gericht. Er ist verantwortlich für die strafrechtliche Aufarbeitung von Verdachtsfällen, steuert polizeiliche Ermittlungen und entscheidet über Einstellung oder Anklageerhebung. Dabei nimmt er eine Schlüsselrolle zwischen Strafverfolgungsbehörden und Justiz ein.

Zu den typischen Aufgaben für Staatsanwälte gehören:

  • Leitung und Überwachung strafrechtlicher Ermittlungen
  • Entscheidung über Anklage oder Verfahrenseinstellung
  • Vertretung der Anklage vor Gericht
  • Kontrolle der Strafvollstreckung
  • Zusammenarbeit mit Polizei, Gutachtern und Gerichten

Ermittlungsverfahren leiten und begleiten

Der Staatsanwalt ist Herr des Ermittlungsverfahrens. Bei einem Anfangsverdacht beauftragt er die Polizei mit Ermittlungen, gibt konkrete Weisungen und entscheidet über Maßnahmen wie Hausdurchsuchungen oder Telefonüberwachungen. Während der Ermittlungsarbeit prüft er regelmäßig, ob ein hinreichender Tatverdacht vorliegt, und trifft auf dieser Grundlage die Verfahrensentscheidung.

Anklage erheben und im Strafprozess auftreten

Liegt ein hinreichender Tatverdacht vor, erhebt der Staatsanwalt Anklage beim zuständigen Gericht. Im Gerichtsverfahren tritt er als Vertreter der Anklage auf, verliest die Anklageschrift, stellt Beweisanträge, befragt Zeugen und bringt die strafrechtliche Bewertung ein. Seine Aufgabe ist es, das Verfahren sachlich und zielgerichtet zu führen und einen fairen Prozess sicherzustellen.

Strafvollstreckung überwachen

Nach dem rechtskräftigen Urteil ist der Staatsanwalt für die Vollstreckung der Strafe verantwortlich. Er sorgt dafür, dass Freiheitsstrafen angetreten, Geldstrafen eingezogen oder Bewährungsauflagen kontrolliert werden. Auch bei nachträglichen Entscheidungen wie dem Gnadenerweis oder der Aussetzung des Strafrestes wirkt die Staatsanwaltschaft mit.

Wie wird man Staatsanwalt?

Um Staatsanwalt zu werden, ist ein abgeschlossenes Jurastudium mit zwei bestandenen Staatsexamen erforderlich. Der Weg führt also über den klassischen Werdegang eines Volljuristen, ergänzt durch ein Auswahlverfahren für den höheren Justizdienst.

Das Jurastudium dauert in der Regel neun Semester und schließt mit dem ersten Staatsexamen ab. Daran schließt sich ein zweijähriges Referendariat an, in dem angehende Juristen praktische Erfahrungen in verschiedenen Stationen sammeln, darunter bei Gericht, bei einem Anwalt und in einer Verwaltung. Die Station bei einer Staatsanwaltschaft gehört zum festen Bestandteil. Am Ende des Referendariats steht das zweite Staatsexamen, das entscheidend für die berufliche Laufbahn ist.

Für den Staatsdienst setzen viele Bundesländer ein „Doppelprädikat“ voraus. Das bedeutet, beide Staatsexamen sollten mit der Note „vollbefriedigend“ oder besser abgeschlossen worden sein. In der Praxis wird allerdings auch auf die Gesamtleistung, das Auftreten, die Belastbarkeit und etwaige Zusatzqualifikationen geachtet. Wer diese Hürde erfolgreich nimmt, kann sich bei der jeweiligen Landesjustizverwaltung bewerben.

Nach einer erfolgreichen Bewerbung folgt die Ernennung zum Staatsanwalt auf Probe. Diese Probezeit dauert in der Regel drei Jahre. Erst danach erfolgt bei Eignung und Bewährung die Ernennung zum Lebenszeitbeamten. In dieser Phase wird der Staatsanwalt unter Anleitung erfahrener Kollegen eingearbeitet, übernimmt zunehmend eigenverantwortlich Verfahren und entwickelt seine juristische Entscheidungsfähigkeit weiter.

Voraussetzungen für Staatsanwälte

Der Beruf des Staatsanwalts stellt hohe Anforderungen an juristische Qualifikation, persönliche Eignung und charakterliche Integrität. Wer dieses öffentliche Amt ausüben möchte, muss nicht nur fachlich überzeugen, sondern auch in kritischen Situationen verantwortungsvoll, durchsetzungsstark und fair handeln können.

Juristische Qualifikation

Grundvoraussetzung ist ein abgeschlossenes Jurastudium mit beiden bestandenen Staatsexamina. In vielen Bundesländern wird ein „Doppelprädikat“ erwartet, also mindestens die Note „vollbefriedigend“ in beiden Prüfungen. Zwar kann es in Einzelfällen Ausnahmen geben, doch bei hoher Bewerberzahl gelten strenge Auswahlkriterien.

Neben den klassischen Rechtsgebieten Zivilrecht, Strafrecht und öffentliches Recht sind für Staatsanwälte besonders fundierte Kenntnisse im Straf- und Strafprozessrecht erforderlich. Wer sich darüber hinaus mit Themen wie Wirtschaftskriminalität, Cyberkriminalität oder internationalem Recht auskennt, verbessert seine Chancen auf eine spätere Spezialisierung.

Persönliche Eigenschaften

Staatsanwälte müssen belastbar und entscheidungsfreudig sein. Sie tragen eine hohe Verantwortung und treffen regelmäßig weitreichende Entscheidungen – etwa bei Untersuchungshaft, Durchsuchungsanordnungen oder Anklageerhebungen. Dabei kommt es auf juristische Präzision, schnelles Denkvermögen und einen klaren Blick für das Wesentliche an.

Gleichzeitig ist ein hohes Maß an Objektivität gefragt. Staatsanwälte vertreten zwar die Anklage, müssen aber auch entlastende Umstände prüfen und dürfen nicht einseitig ermitteln. Kommunikationsstärke, Konfliktfähigkeit und Verhandlungsgeschick sind daher ebenso wichtig wie Unabhängigkeit im Denken und Auftreten.

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Staatsanwaltschaft im Bezirk der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf
Generalstaatsanwaltschaft Hamm

Charakterliche Eignung

Wer als Staatsanwalt tätig sein will, benötigt ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis und muss aktiv für die freiheitlich-demokratische Grundordnung eintreten. Jegliche Zweifel an der charakterlichen Eignung – etwa durch politisch extreme Betätigung oder schwerwiegende Fehlverhalten – schließen eine Einstellung aus.

Staatsanwälte stehen in besonderem Maße im öffentlichen Interesse. Ihre persönliche Integrität, ihr Pflichtbewusstsein und ihre Loyalität gegenüber dem Staat und seinen Gesetzen bilden das Fundament für eine vertrauensvolle Ausübung ihres Amts.

Fachrichtung und Spezialisierungen

Auch wenn alle Staatsanwälte grundsätzlich für die Strafverfolgung zuständig sind, spezialisieren sich viele im Laufe ihrer Laufbahn auf bestimmte Deliktsbereiche. Diese Spezialisierungen ermöglichen eine tiefere Sachkenntnis und effektivere Bearbeitung komplexer Verfahren. Große Staatsanwaltschaften verfügen über sogenannte Schwerpunktabteilungen, in denen spezialisierte Staatsanwälte eingesetzt werden.

Wirtschaftskriminalität

In Schwerpunktabteilungen für Wirtschaftsstraftaten bearbeiten Staatsanwälte komplexe Fälle von Betrug, Untreue, Korruption, Insolvenzverschleppung oder Steuerhinterziehung. Diese Verfahren sind meist umfangreich und erfordern vertiefte Kenntnisse im Handels- und Steuerrecht sowie ein gutes Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge. Die Bearbeitungszeit ist lang, die Bedeutung für Staat und Gesellschaft oft hoch.

Cybercrime

Mit der Digitalisierung wächst auch die Zahl an Delikten im digitalen Raum. Staatsanwälte, die auf Cyberkriminalität spezialisiert sind, verfolgen etwa Fälle von Datenmissbrauch, Hackerangriffen, Onlinebetrug oder Verbreitung illegaler Inhalte im Internet. In diesem Bereich ist technisches Verständnis ebenso wichtig wie die Bereitschaft, sich laufend mit neuen digitalen Entwicklungen auseinanderzusetzen.

Jugendstrafrecht

Jugendstaatsanwälte bearbeiten Straftaten von Jugendlichen und Heranwachsenden. Hier steht nicht nur die Sanktionierung, sondern vor allem der erzieherische Gedanke im Vordergrund. Die Verfahren sind auf Persönlichkeitsentwicklung und Resozialisierung ausgelegt. Das erfordert pädagogisches Einfühlungsvermögen, aber auch Konsequenz im Umgang mit straffälligen Jugendlichen.

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Organisierte Kriminalität und Terrorismus

In besonders sensiblen Bereichen wie der Bekämpfung organisierter Kriminalität oder extremistischer Straftaten arbeiten erfahrene Staatsanwälte mit Spezialeinheiten der Polizei und dem Verfassungsschutz zusammen. Sie führen hochkomplexe Ermittlungen, etwa bei Bandenkriminalität, Rauschgifthandel oder staatsgefährdenden Straftaten. Diese Arbeit ist sicherheitsrelevant und verlangt höchste Vertraulichkeit, Standfestigkeit und Erfahrung.

Was verdient ein Staatsanwalt?

Ein Berufsanfänger im Staatsdienst erhält in Deutschland in der Besoldungsgruppe R1 etwa 4.847 € bis 5.336 € brutto im Monat, je nach Bundesland. Berufserfahrene Staatsanwälte in derselben Besoldungsgruppe können bis zu 8.295 € pro Monat erreichen. In höheren Besoldungsgruppen (R2 und darüber) steigen die Bezüge deutlich an. Ein Oberstaatsanwalt (R2) verdient z.B. in Hessen zwischen 6.144 € und 8.137 €. In der Spitze können Staatsanwälte an übergeordneten Behörden (z. B. Generalbundesanwalt am BGH) über 11.000 € im Monat beziehen.

Einsatzorte und Arbeitsalltag von Staatsanwälten

Staatsanwälte arbeiten bei den Staatsanwaltschaften der Amts- und Landgerichte. In Deutschland ist jeder Staatsanwalt einem bestimmten Gericht zugeordnet und dort organisatorisch eingebunden. Große Landgerichte verfügen über umfangreiche Staatsanwaltschaften mit mehreren Dezernaten, die sich auf unterschiedliche Deliktsbereiche spezialisiert haben. Kleinere Gerichte besitzen hingegen oft überschaubare Teams mit allgemeiner Zuständigkeit.

Zum typischen Arbeitsumfeld gehören Büroarbeitsplätze innerhalb des Justizgebäudes sowie Sitzungssäle bei Gerichtsverhandlungen. Hinzu kommt der intensive Austausch mit Polizei, Ermittlungsbehörden, Strafverteidigern und Richtern. Besonders in komplexen Fällen stehen Staatsanwälte auch in engem Kontakt mit Sachverständigen oder Fachstellen, etwa im Bereich Cyberkriminalität oder Medizinrecht.

Der Arbeitsalltag ist geprägt von einer Mischung aus Schreibtischarbeit und Termintätigkeit. Staatsanwälte bearbeiten Strafanzeigen, leiten Ermittlungsverfahren, treffen Entscheidungen über Zwangsmaßnahmen und bereiten Anklagen vor. Gleichzeitig nehmen sie an Hauptverhandlungen teil, verlesen Anklageschriften, beantragen Beweise und plädieren am Ende eines Verfahrens.

Wo gibt es aktuell die meisten Staatsanwalt Jobs?

Je nach Zuständigkeit kann das Aufgabenspektrum sehr unterschiedlich sein: In der Abteilung für allgemeine Kriminalität sind es vor allem kleinere Delikte in großer Zahl. In Schwerpunktdezernaten für Wirtschaftskriminalität oder organisierte Kriminalität dominieren dagegen komplexe Großverfahren mit langer Laufzeit, hohem Rechercheaufwand und intensiver Aktenlage.

Unterschied zwischen Staatsanwalt und Richter

Staatsanwälte und Richter sind beide Volljuristen im höheren Justizdienst und nehmen zentrale Rollen im Strafverfahren ein. Dennoch unterscheiden sich ihre Aufgaben, ihre Stellung im Verfahren und ihre berufliche Ausrichtung grundlegend.

Der Staatsanwalt ist Vertreter der Anklage und agiert im Namen des Staates. Seine Aufgabe ist es, Straftaten aufzuklären, Anklage zu erheben und im Strafprozess die Interessen der Allgemeinheit zu vertreten. Dabei muss er zwar objektiv ermitteln und auch entlastende Umstände berücksichtigen, verfolgt aber ein klares Ziel: die rechtsstaatliche Verfolgung strafbarer Handlungen.

Der Richter hingegen ist zur vollständigen Neutralität verpflichtet. Er entscheidet unabhängig, ob ein Angeklagter schuldig oder unschuldig ist, und fällt das Urteil auf Grundlage von Beweisen, Gesetzen und Argumenten beider Seiten. Während der Staatsanwalt Partei im Verfahren ist, nimmt der Richter eine übergeordnete, vermittelnde Position ein.

Auch strukturell bestehen Unterschiede: Staatsanwälte sind hierarchisch organisiert und unterstehen einer Behördenleitung. Richter arbeiten dagegen unabhängig und sind grundsätzlich nur dem Gesetz unterworfen. Ein Wechsel zwischen beiden Laufbahnen ist prinzipiell möglich, insbesondere in den ersten Berufsjahren. Allerdings entscheidet darüber die Justizverwaltung des jeweiligen Bundeslandes.

Jan-Philipp ist ein versierter Wirtschaftswissenschaftler und Experte für Gehalts- und Arbeitsmarkt-Themen. Mit seinem fundierten Fachwissen unterstützt er Fachkräfte dabei, ihre beruflichen Ambitionen zu verwirklichen. Jan-Philipp verfügt über ein breites Spektrum an Fachkenntnissen, insbesondere im Bereich von Gehaltsstrukturen, des Projektmanagements und Themen rund um Karriere & Bewerbung. Seine Beiträge im Karriere-Ratgeber zeichnen sich durch praxisnahe Tipps, aktuelle Branchentrends und sein Engagement für die berufliche Weiterentwicklung aus.
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