Lupe wird auf Würfel gehalten, welche das Wort Jobs buchstabieren

Stellenanzeigen verstehen

Dipl.-Biol. Tom Wiegand, MBA
Dipl.-Biol. Tom Wiegand, MBA
Lesedauer: 7 Min.
Aktualisiert am: 09.04.2024

Stellenangebote enthalten oft zahlreiche Kriterien, die von Bewerbern erwartet werden – dazu gehören soziale Fähigkeiten, individuelle Merkmale, berufliche Erfahrungen oder akademische Erfolge. In den meisten Fällen erwarten Arbeitgeber nicht, dass Kandidaten all diese Voraussetzungen vollständig erfüllen. Hier erfährst du, worauf es wirklich ankommt, wenn du dich auf eine ausgeschriebene Stellenanzeige bewerben möchtest.
Um den Traumjob zu finden, sucht man zunächst passende Stellenanzeigen und überlegt auf welche man sich bewerben möchte. Um die Sprache der Arbeitgeber in der Stellenanzeigen zu verstehen ist es wichtig zu wissen, wie Stellenanzeigen aufgebaut sind, um sie richtig lesen, verstehen und interpretieren zu können. Hier bekommst du einen Überblick, wie Stellenanzeigen aufgebaut sind und was der Arbeitgeber mit bestimmten Formulierungen sagen möchte. Damit bist du bestens auf deine Bewerbung vorbereitet.

 

Bedeutung von Stellenanzeigen

Wenn man die Formulierungen in Stellenanzeigen oder Stelleninseraten verstehen und richtig bewerten möchte, sollte man immer im Hinterkopf behalten, was ein Unternehmen mit der Anzeige erreichen möchte:

  • Potenzielle Bewerber* begeistern
  • Die richtige Bewerber-Zielgruppe ansprechen
  • Auffallen und das Firmenimage transportieren
  • Aber auch Kunden* und Mitbewerber* beeindrucken

Stellenanzeigen werden öffentlich ausgeschrieben und sind daher auch in Bezug auf den Kunden- und Wettbewerbsmarkt ein Medium der Außendarstellung des Unternehmens.

Aus diesem Grund sind die Anforderungen an den Bewerber* meistens sehr ambitioniert formuliert. Man möchte zeigen, dass nur die Besten für das Unternehmen arbeiten. Wenn man bei der Lektüre der Stellenanzeige den Eindruck hat, dass „Mr/s Perfect“ gesucht wird, sollte man sich deshalb nicht sofort abschrecken lassen.

Eine klassische Stellenanzeige ist meist in fünf bis sechs Abschnitte aufgeteilt, die Aufschluss über das Arbeitsumfeld und die Stelle geben, wenn man sie richtig zu lesen weiß.

Die Abschnitte einer Stellenanzeige

Firmenvorstellung durch Stellenanzeigen

Die meisten Stellenanzeigen beginnen mit einer Vorstellung des Unternehmens. Diesen Abschnitt nutzen die Unternehmen als Visitenkarte. Sie nennen Unternehmensgröße, Marktführerschaft, Kennzahlen und wichtige Produkte. Über den konkreten Arbeitsbereich erfährt man hier meist wenig, dafür aber über die Branche, in der das Unternehmen zu Hause ist.

Aus diesem Teil kann man wichtige Informationen für die eigenen Karriereperspektiven und das Arbeitsumfeld herauslesen. Der Hinweis auf ein kleines Team bedeutet häufig, dass den Bewerber* ein sehr vielfältiges Aufgabengebiet erwarten kann. Denn gerade in einem kleinen Team kann man oftmals auch Aufgaben übernehmen, die in großen Konzernen in verschiedenen Abteilungen bearbeitet werden. Dies kann gerade für Berufsanfänger* sehr interessant und lehrreich sein. Auf der anderen Seite bieten große Unternehmen oft vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten in verschiedenen Konzernbereichen.

Stellentitel

Vorwiegend optisch hervorgehoben, findet sich im Stellentitel die Funktion und der Bereich für das ausgeschriebene Berufsbild. Die Bezeichnung „Senior“ oder „Junior“ im Stellentitel bezieht sich nicht etwa auf das Alter des gewünschten Bewerbers*, sondern auf seine Berufserfahrung.

Oft kursieren völlig unterschiedliche Bezeichnungen für vergleichbare Tätigkeiten, wie man am Beispiel der Klinischen Monitore erkennen kann. Auch gibt es zum Teil Berufsbezeichnungen, bei denen das Berufsbild ideal zu einem passt, die man aber bisher nicht kannte. Wenn man also nicht sicher ist, was sich hinter dem genannten Jobtitel verbirgt, sollte man sich Aufgaben und Anforderungen ansehen und die zukünftige Suche eventuell um diese entsprechende Begriffe erweitern.

Zur Jobsuche

Wird im Stellentitel oder später eine Referenznummer genannt, sollte diese in der Bewerbung unbedingt erwähnt werden. Das hilft dem Unternehmen, die Bewerbung der richtigen Vakanz zuzuordnen und zu dokumentieren, welche Recruitingkanäle zu passenden Bewerbungen führen.

Aufgabenbeschreibung

Die Aufgaben des zukünftigen Berufsbildes, die den Bewerber* erwarten, werden in der Aufgabenbeschreibung dargestellt. Der Aufgabenbereich ist für den Bewerber* der wichtigste Teil der Stellenanzeige, da hier beschrieben wird, was der zukünftige Arbeitsbereich, die Kompetenzen und die Erwartungen des Unternehmens beinhaltet.

Dabei stehen die Aufgaben, die den Schwerpunkt des Jobs bilden, am Anfang der Liste, weiter unten finden sich ergänzende Aufgaben. Um die richtigen Bewerber* anzusprechen, setzen gut vorbereitete Unternehmen auf eine zielgruppenspezifische Ansprache. Fachwörter sollen garantieren, dass sich nur geeignete Bewerber* bewerben.

Wenn man in der Aufgabenbeschreibung über Fachwörter oder Abkürzungen stolpert, die man bisher nicht kannte, lohnt sich eine kurze Recherche. Meist klärt sich schnell, was gemeint ist und ob das Berufsbild zu den eigenen Vorstellungen passt. Die Aufgabenbeschreibung liefert damit eine wichtige Entscheidungsgrundlage, ob die Stelle zu einem passt und ob man sich in diesem Berufsbild wiederfindet und sich verwirklichen möchte.

Solltest du dich für eine Bewerbung auf die Stelle entscheiden, ist es wichtig in der Bewerbung deutlich herauszustellen, dass du die Fähigkeiten, Kompetenzen und Erfahrungen besitzt, die hier genannt werden.

Anforderungsprofil von Stellenanzeigen

Im Anforderungsprofil definiert das Unternehmen, welche Kenntnisse, Fähigkeiten, Ausbildung oder welches Studium und Berufserfahrung der Bewerber* haben sollte, um in dem Berufsbild erfolgreich im Unternehmen arbeiten zu können. Es sollte klar sein, für welche Aufgaben man die genannten Qualifikationen benötigt. In der Regel beginnt das Anforderungsprofil mit der gewünschten Berufsausbildung oder dem Studium, anschließend folgen weitere Hard- und zuletzt Soft-Skills. Tendenziell kann man sagen, dass auch hier die wichtigeren Anforderungen jeweils weiter oben im Abschnitt stehen, weniger wichtige weiter unten.

Lasse dich nicht direkt abschrecken, wenn du nicht alle Anforderungen erfüllst. Oft beschreiben Stellenanzeigen den Idealbewerber*, den das Unternehmen sich wünscht, aber häufig kann man genannte Anforderungen durch andere kompensieren. Wenn man ca. 60-70 % der genannten Anforderungen erfüllt, kann man eine Bewerbung wagen.

Gelegentlich wird zwischen sogenannten „Muss- und Kann-Anforderungen“ unterschieden. „Kann-Anforderungen“ erkennt man zum Beispiel an Formulierungen wie „… wäre ideal“, „… sind erwünscht“, „… ist von Vorteil“ oder „… nach Möglichkeit“. Sind jedoch beispielsweise „nachweisliche Erfolge erforderlich“ oder „Voraussetzung“, solltest du dich nur bewerben, wenn du die Anforderungen tatsächlich erfüllen kannst.

Insbesondere die geforderten Soft Skills können wichtige Hinweise auf die spätere Arbeit geben, da diese für die konkreten, nicht fachlichen Anforderungen der Stelle benötigt werden: Gewünschte „Teamfähigkeit“ weist darauf hin, dass du in Teams arbeiten wirst; wenn du „auch in turbulenten Zeiten einen klaren Kopf bewahren“ sollst, ist dies ein Hinweis darauf, dass du z. T. strenge Deadlines einhalten sollst.

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Fremdsprachenkenntnisse

Viele Bewerber* machen sich angesichts der in Stellenanzeigen geforderten Sprachkenntnisse Sorgen, ob sie diesen Anforderungen gerecht werden. In der Regel werden diese mit den Abstufungen „Grundkenntnisse“, „in Wort und Schrift“ und „verhandlungssicher“ angegeben. Unter Grundkenntnissen erwartet man wirklich nur rudimentäre Kenntnisse.

Ein Beispiel wäre, dass man sich bei Anwendungsprogrammen in der entsprechenden Sprache mit den Oberflächen arrangieren kann; „Sehr gut in Wort und Schrift“ bedeutet, dass man sowohl mündliche als auch schriftliche Kommunikation kompetent bewältigen kann. „Verhandlungssicher“ ist die höchste Qualifikation, die ein Arbeitgeber verlangen kann.

Man sollte die Sprache so weit beherrschen, dass man die bei Verhandlungen wichtigen Feinheiten der Sprache erkennen und darauf reagieren kann. Wer sich in der Fremdsprache problemlos unterhalten kann, sollte sich dadurch nicht von einer Bewerbung abhalten lassen.

Wir bieten

In diesem Teil der Stellenanzeige soll dem Bewerber* die Tätigkeit bei genau diesem Unternehmen schmackhaft gemacht werden. Dazu zählt man Vorteile auf, die über ein spannendes Aufgabengebiet hinausgehen. Häufig werden zum Beispiel ein attraktives Gehalt, gute Aufstiegsmöglichkeiten, betriebliche Altersvorsorge oder individuelle Lösungen für Eltern als zusätzliche Anreize ins Spiel gebracht.

Das Unternehmen, das sich gerade, wenn es hochqualifizierte Fachkräfte sucht, in Konkurrenz zu anderen Firmen befindet, umwirbt hier den Bewerber*. Du kannst diesen Teil der Stellenanzeige nutzten, um zu evaluieren, welche Werte dem Unternehmen wichtig sind. Zusätzlich kannst du natürlich abhängig von deinen Erwartungen und deiner Lebenssituation, wichtige Punkte gegeneinander abwägen.

Kontaktdaten bei Stellenanzeigen

Stellenanzeigen enden normalerweise mit den Kontaktdaten und einem Hinweis, wie und bis wann man sich bewerben soll. Die Formulierung „vollständige Bewerbungsunterlagen“ meint eine Bewerbung, die neben Anschreiben und Lebenslauf auch alle relevanten Arbeits- und Abschlusszeugnisse sowie Nachweise über zusätzliche Qualifikationen enthält, die deine Qualifikationen untermauern.

Achte hierbei darauf, dass du nur Unterlagen hinzufügst, die auch für das Stellenprofil relevant sind. „Aussagekräftige Bewerbungsunterlagen“ sollen genau darauf eingehen, was dich konkret für diese spezielle Stelle geeignet macht. Deine Bewerbung solltest du entsprechend individualisieren. Ist z. B. in den Kontaktdaten ein Ansprechpartner* genannt, solltest du diesen auch persönlich im Anschreiben ansprechen. Dazu solltest du ebenso deine Unterlagen entsprechend adressieren.

Wenn es bei den Kontaktdaten auch eine Telefonnummer für den Personalverantwortlichen* gibt, dann darfst du diese auch nutzen und deine Fragen stellen. Wenn du konkrete Fragen hast, empfiehlt es sich vor der Bewerbung telefonischen Kontakt aufzunehmen und das, was du in Erfahrung gebracht hast, gleich in die Bewerbungsunterlagen einfließen zu lassen. Ist ein Link zum Online-Bewerbungssystem enthalten, bewirbt man sich am besten direkt über dieses System. Im öffentlichem Dienst kann es sein, dass du aufgefordert wirst dich über das interamt zu bewerben.

Dipl.-Biol. Tom Wiegand, MBA

Dipl.-Biol. Tom Wiegand, MBA

Tom Wiegand ist MBA und Neurobiologe mit interdisziplinärem wissenschaftlichen Hintergrund zwischen Naturwissenschaft und Informatik. Er ist als Geschäftsführer Teil des Managements von jobvector und nutzt seine Erfahrung in Vorträgen und als Autor für Jobsuche & Karriere sowie Tech-Personalbeschaffung.
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