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Physiotherapeutin

Physiotherapeut

Jan-Philipp Schreiber
Jan-Philipp Schreiber
Lesedauer: 9 Min.
Aktualisiert am: 30.01.2025

Ein Physiotherapeut ist ein medizinischer Fachmann, der Patienten dabei unterstützt, ihre Bewegungs- und Funktionsfähigkeit wiederherzustellen, zu verbessern oder zu erhalten. Er behandelt Verletzungen, Erkrankungen und Beschwerden des Bewegungsapparates mithilfe von Therapien wie Massagen, Übungen und physikalischen Anwendungen.

Ziel der Physiotherapie ist es, Schmerzen zu lindern, die Mobilität zu fördern und die Lebensqualität der Patienten zu steigern. Physiotherapeuten arbeiten in verschiedenen Bereichen, darunter Rehabilitationskliniken, Krankenhäuser, Praxen und im Sport. Sie erstellen individuelle Therapiepläne, die auf die Bedürfnisse und den Gesundheitszustand des Patienten abgestimmt sind.

Die Physiotherapie

Die Physiotherapie beschäftigt sich mit der Behandlung, Vorbeugung und Rehabilitation von Beschwerden und Funktionsstörungen des Bewegungsapparats, der Muskeln, Gelenke und des Nervensystems. Dabei ist sie sowohl in der Prävention als auch in der Akut- und Langzeitversorgung unverzichtbar.

Physiotherapie gehört zu den Heilberufen und arbeitet eng mit anderen medizinischen Fachbereichen zusammen. Ärzte, insbesondere aus den Fachgebieten Orthopädie, Neurologie, Unfallchirurgie und Sportmedizin, verordnen häufig physiotherapeutische Maßnahmen. Diese können ambulant in Praxen, stationär in Kliniken oder mobil beim Patienten durchgeführt werden.

Als nicht-medikamentöse Therapieform stellt die Physiotherapie eine Alternative oder Ergänzung zu medikamentösen Behandlungen und chirurgischen Eingriffen dar. Ihre Stärke liegt in der Förderung der Selbstheilungskräfte des Körpers durch gezielte Bewegungs- und Mobilisationstechniken.

Ziele und Anwendungsbereiche der Physiotherapie

Das Hauptziel der Physiotherapie ist es, die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit von Patienten wiederherzustellen, zu verbessern oder zu erhalten. Dies geschieht durch individuell angepasste Behandlungspläne, die je nach Diagnose und Lebenssituation des Patienten variieren.

Typische Anwendungsbereiche sind:

  • Rehabilitation: Nach Unfällen, Operationen oder Schlaganfällen, um Mobilität und Unabhängigkeit zurückzugewinnen.
  • Prävention: Vorbeugung von Haltungsschäden, Verletzungen oder Überlastungsschäden durch gezielte Übungen.
  • Schmerzlinderung: Behandlung chronischer Schmerzen, z. B. durch manuelle Therapie, Massagen oder Wärmebehandlungen.
  • Sportphysiotherapie: Unterstützung von Sportlern bei der Leistungsoptimierung oder Rehabilitation nach Verletzungen.

Physiotherapie als interdisziplinäres Feld

Die Physiotherapie kombiniert Ansätze aus verschiedenen Fachgebieten wie Anatomie, Biomechanik, Bewegungslehre und Psychologie. Dadurch ermöglicht sie eine ganzheitliche Betrachtung des Patienten. Die Arbeit eines Physiotherapeuten umfasst nicht nur die physische Behandlung, sondern auch die Beratung und Motivation der Patienten, um langfristig eine bessere Lebensqualität zu erreichen.

Physiotherapeut Voraussetzungen

Ein Physiotherapeut benötigt vor allem Empathie, Kommunikationsstärke, körperliche Fitness und die Bereitschaft, eng mit Menschen zu arbeiten. Neben einer guten gesundheitlichen Verfassung sind Geduld, Verantwortungsbewusstsein und Teamfähigkeit entscheidend, um Patienten effektiv zu unterstützen und die Herausforderungen des Berufsalltags zu meistern.

Persönliche Voraussetzungen

Ein Physiotherapeut arbeitet eng mit Menschen zusammen, oft in emotional und körperlich belastenden Situationen. Wichtige Eigenschaften sind:

  • Empathie: Einfühlungsvermögen ist essenziell, um auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten eingehen zu können.
  • Kommunikationsfähigkeit: Physiotherapeuten müssen komplexe Sachverhalte verständlich erklären und Patienten motivieren.
  • Geduld und Ausdauer: Therapien erfordern oft langwierige Prozesse, bei denen Durchhaltevermögen gefragt ist.
  • Teamfähigkeit: Die Zusammenarbeit mit Ärzten, Pflegepersonal und anderen Therapeuten ist häufig Teil des Berufsalltags.
  • Verantwortungsbewusstsein: Physiotherapeuten tragen eine hohe Verantwortung für die Gesundheit und Sicherheit ihrer Patienten.

Körperliche Voraussetzungen

Da die Tätigkeit körperlich anspruchsvoll sein kann, sollten angehende Physiotherapeuten selbst eine gute körperliche Konstitution mitbringen. Dazu gehören:

  • Kraft und Ausdauer: Viele Behandlungen erfordern körperliche Unterstützung der Patienten, z. B. beim Transfer oder bei Übungen.
  • Geschicklichkeit: Präzise Bewegungen und eine gute Feinmotorik sind für Techniken wie Massagen oder manuelle Therapie notwendig.
  • Belastbarkeit: Der Beruf kann körperlich und emotional fordernd sein, weshalb eine stabile Gesundheit und Belastbarkeit wichtig sind.
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Medizinische Eignung

Vor Beginn der Ausbildung oder des Studiums wird oft eine medizinische Untersuchung verlangt, um die gesundheitliche Eignung nachzuweisen. Dabei wird unter anderem überprüft:

  • Bewegungsapparat und Rückenbelastbarkeit
  • Seh- und Hörfähigkeit
  • Allgemeine körperliche Fitness

Motivation und Interessen

Ein starkes Interesse an Medizin, Gesundheit und Bewegung ist eine Grundvoraussetzung für diesen Beruf. Wer gerne mit Menschen arbeitet und Freude daran hat, deren Lebensqualität aktiv zu verbessern, ist in der Physiotherapie gut aufgehoben. Zudem sollte die Bereitschaft vorhanden sein, sich regelmäßig fortzubilden, da sich die medizinischen Erkenntnisse und Therapiemethoden stetig weiterentwickeln.

Physiotherapeut werden

Um Physiotherapeut zu werden, absolviert man eine dreijährige Ausbildung an einer Berufsfachschule oder ein Studium, das oft mit der staatlichen Prüfung kombiniert wird. Beide Wege vermitteln medizinisches Wissen, praktische Therapietechniken und Erfahrungen in Praktika, um Patienten professionell behandeln zu können.

Ausbildung als Physiotherapeut

Die Ausbildung zum Physiotherapeuten ist in Deutschland staatlich geregelt und dauert in der Regel drei Jahre. Sie kann an einer Berufsfachschule für Physiotherapie oder an einer Hochschule absolviert werden. Letztere führt zu einem akademischen Abschluss, wie dem Bachelor of Science in Physiotherapie. Die Zugangsvoraussetzungen sind meist ein mittlerer Schulabschluss (z. B. Realschulabschluss) oder ein Abitur. Manche Schulen erwarten zudem ein Vorpraktikum im medizinischen oder pflegerischen Bereich, um erste Einblicke in die Arbeit mit Patienten zu gewinnen.

Die Inhalte der Ausbildung gliedern sich in folgende Bereiche:

  1. Theoretische Grundlagen:
    • Anatomie und Physiologie: Aufbau und Funktion des menschlichen Körpers
    • Krankheitslehre: Verständnis von Erkrankungen und deren Auswirkungen
    • Bewegungslehre: Analyse und Optimierung von Bewegungsabläufen
  2. Praktische Ausbildung:
    • Erlernen verschiedener Therapietechniken wie Massagen, manuelle Therapie oder Elektrotherapie
    • Durchführung von Übungseinheiten zur Verbesserung von Beweglichkeit, Kraft und Koordination
    • Umgang mit Patienten, inklusive Kommunikation und Aufbau von Vertrauen
  3. Praktika:
    • Während der Ausbildung sind mehrere Praktika in Kliniken, Rehabilitationszentren oder Praxen vorgeschrieben. Diese ermöglichen es, das erlernte Wissen unter Anleitung erfahrener Physiotherapeuten anzuwenden.

Studium der Physiotherapie

Für diejenigen, die einen akademischen Weg bevorzugen, gibt es die Möglichkeit, ein Physiotherapiestudium zu absolvieren. Der Bachelor-Studiengang dauert in der Regel sechs bis acht Semester und bietet eine wissenschaftliche Vertiefung der Fachinhalte. Viele Hochschulen kombinieren das Studium mit der staatlich anerkannten Berufsausbildung, sodass Absolventen sowohl die berufliche Zulassung als auch einen akademischen Abschluss erhalten.

Zu den Studieninhalten gehören:

  • Vertiefte Kenntnisse in Diagnostik und Therapie
  • Forschungsmethoden und evidenzbasierte Physiotherapie
  • Management- und Sozialkompetenzen für Leitungsfunktionen

Wo arbeiten Physiotherapeuten?

Physiotherapeuten arbeiten in vielfältigen Einrichtungen des Gesundheitswesens, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich. Typische Arbeitsorte sind:

  • Physiotherapie-Praxen: Behandlung von Patienten mit verschiedenen Beschwerden und Diagnosen.
  • Krankenhäuser und Rehabilitationskliniken: Unterstützung der Genesung nach Operationen, Unfällen oder Erkrankungen.
  • Alten- und Pflegeheime: Förderung der Mobilität und Lebensqualität älterer Menschen.
  • Sportvereine und Fitnessstudios: Betreuung von Sportlern bei Prävention, Training und Rehabilitation.
  • Industrie und Unternehmen: Betriebliche Gesundheitsförderung und Prävention am Arbeitsplatz.
  • Selbstständigkeit: Führung einer eigenen Praxis oder Tätigkeit als mobiler Physiotherapeut.
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Was verdient ein Physiotherapeut?

Ein Physiotherapeut verdient in Deutschland durchschnittlich etwa 2.400 bis 3.300 € brutto pro Monat. Das Gehalt variiert je nach Arbeitsumfeld, Berufserfahrung und zusätzlichen Qualifikationen.

In der Privatwirtschaft hängt das Einkommen von der Größe der Praxis oder Einrichtung, der Spezialisierung und dem Standort ab. Berufseinsteiger verdienen hier häufig am unteren Ende der Gehaltsspanne, während erfahrene Physiotherapeuten oder solche mit Spezialisierungen, wie in der manuellen Therapie oder Sportphysiotherapie, deutlich höhere Gehälter erzielen können. Selbstständige Physiotherapeuten haben die Möglichkeit, ihr Einkommen individuell zu gestalten, das hängt jedoch stark von der Patientenanzahl und der Praxisführung ab.

Gehalt im öffentlichen Dienst (TVöD)

Im öffentlichen Dienst werden Physiotherapeuten nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) vergütet. Je nach Qualifikation, Aufgabenbereich und Verantwortungsgrad erfolgt die Eingruppierung in die Entgeltgruppen 5 bis 9 der TVöD-P-Tabelle (Pflege).

  • Entgeltgruppe 5: Für Berufsanfänger oder einfache Tätigkeiten.
  • Entgeltgruppe 6 bis 7: Für Physiotherapeuten mit mehr Erfahrung oder besonderen Anforderungen.
  • Entgeltgruppe 8 bis 9: Für Tätigkeiten mit höherem Verantwortungsgrad oder speziellen Zusatzqualifikationen.

Das Einstiegsgehalt für Physiotherapeuten liegt hier in Entgeltgruppe 5 bei 2.718 € brutto im Monat und reicht bis zu Entgeltgruppe 9 bei 3.770 € brutto im Monat.

Entgeltgruppe/Stufe123456
P 164.948,85 €5.114,94 €5.651,24 €6.276,41 €6.552,17 €
P 154.847,09 €4.999,09 €5.379,10 €5.833,89 €6.007,57 €
P 144.734,92 €4.883,26 €5.254,07 €5.757,88 €5.849,82 €
P 134.622,78 €4.767,43 €5.129,03 €5.390,13 €5.457,55 €
P 124.398,42 €4.535,73 €4.878,96 €5.089,81 €5.187,87 €
P 114.174,11 €4.304,05 €4.628,90 €4.844,63 €4.942,71 €
P 103.951,87 €4.072,74 €4.415,60 €4.581,08 €4.685,28 €
P 93.770,53 €3.951,87 €4.072,74 €4.305,27 €4.403,33 €
P 83.490,40 €3.647,59 €3.849,10 €4.011,86 €4.239,52 €
P 73.304,69 €3.490,40 €3.776,15 €3.919 €4.066,15 €
P 62.820,44 €2.990,59 €3.161,86 €3.526,14 €3.619 €3.790,39 €
P 52.718 €2.950,63 €3.019,01 €3.133,28 €3.219,01 €3.320,40 €

Quelle: oeffentlicher-dienst.info

Karriereperspektiven in der Physiotherapie

Die Karriereperspektiven in der Physiotherapie sind vielfältig und reichen von Spezialisierungen in Bereichen wie Sport- oder Schmerztherapie über Leitungspositionen bis hin zu Tätigkeiten in Forschung, Lehre oder internationaler Physiotherapie. Der Beruf bietet langfristige Entwicklungsmöglichkeiten, insbesondere durch Weiterbildungen und den wachsenden Bedarf in einer alternden Gesellschaft.

Spezialisierungen

Nach der Ausbildung oder dem Studium gibt es zahlreiche Weiterbildungsangebote, die Physiotherapeuten eine Spezialisierung ermöglichen. Beliebte Bereiche sind:

  • Manuelle Therapie: Behandlung von Funktionsstörungen des Bewegungsapparats durch spezifische Handgriffe und Techniken.
  • Sportphysiotherapie: Betreuung und Rehabilitation von Sportlern in Amateur- oder Profibereichen.
  • Neurologische Therapie: Arbeit mit Patienten, die an neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfällen, Parkinson oder Multipler Sklerose leiden.
  • Kinderphysiotherapie: Spezialisierung auf die Behandlung von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen mit Entwicklungs- oder Bewegungsstörungen.
  • Schmerztherapie: Fokus auf die Behandlung chronischer Schmerzen durch gezielte physiotherapeutische Maßnahmen.

Zukunftsaussichten

Die Zukunftsaussichten für Physiotherapeuten sind vielversprechend. Durch den demografischen Wandel und die alternde Gesellschaft steigt der Bedarf an physiotherapeutischen Behandlungen kontinuierlich an. Erkrankungen des Bewegungsapparates, Rehabilitationsmaßnahmen nach Operationen und Prävention von körperlichen Beschwerden werden immer wichtiger. Zusätzlich sorgt ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung für eine höhere Nachfrage nach Therapieangeboten. Auch der Trend zu spezialisierten Behandlungsansätzen, etwa in den Bereichen Sportphysiotherapie oder Neurologie, eröffnet neue berufliche Möglichkeiten. Gleichzeitig bieten technische Innovationen, wie digitale Therapietools und moderne Geräte, spannende Entwicklungsperspektiven für die Branche.

Jan-Philipp ist ein versierter Wirtschaftswissenschaftler und Experte für Gehalts- und Arbeitsmarkt-Themen. Mit seinem fundierten Fachwissen unterstützt er Fachkräfte dabei, ihre beruflichen Ambitionen zu verwirklichen. Jan-Philipp verfügt über ein breites Spektrum an Fachkenntnissen, insbesondere im Bereich von Gehaltsstrukturen, des Projektmanagements und Themen rund um Karriere & Bewerbung. Seine Beiträge im Karriere-Ratgeber zeichnen sich durch praxisnahe Tipps, aktuelle Branchentrends und sein Engagement für die berufliche Weiterentwicklung aus.
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